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Urbane Vielfalt durch die Sinne erfahren - theoretische und empirische Überlegungen zur Rolle der Sinne für Migration, Zugehörigkeit und die (Re-)Produktion von race/Weißsein
Antragstellerin
Dr. Christine Barwick-Gross
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560641548
Das vorgeschlagene Netzwerk bringt eine Gruppe international anerkannter Wissenschaftler:innen zusammen, deren Arbeiten sich interdisziplinär mit dem theoretischen Potenzial und den methodologischen Herausforderungen sensorischer Aspekte für die Untersuchung von Migration, race, Zugehörigkeit und urbaner Vielfalt befassen. Den Forderungen nach einer Dezentrierung des westlichen Fokus auf das Visuelle und den ‚Körper als Text‘ folgend, greift das Netzwerk die im englischsprachigen Raum zunehmend prominente Debatte um den sensorial und body turn auf, in Verbindung mit den sozialen Dynamiken postmigrantischer Gesellschaften, die in Deutschland bislang nur von einzelnen Wissenschaftler:innen behandelt wurden. Unser Netzwerk stützt sich auf die Arbeiten von Wissenschaftler:innen, welche argumentieren, dass die normative Bewertung von Sinneserfahrungen, z.B. Geruch und Geräusche, genutzt werden, um Grenzen zwischen (Gruppen von) Menschen zu ziehen. Wie Menschen Sinneseindrücke erleben und ihnen Bedeutung zuschreiben, hängt dabei ab von individuellen physischen Fähigkeiten, biografischen Verläufen und der kulturellen Einbettung. Das Netzwerk konzentriert sich auf vier Hauptthemen im Zusammenhang mit dem Sinnlichen: Erstens widmen wir uns der Rolle der Sinne für die Konstruktion von Grenzen und Hierarchien zwischen Gruppen. Sinnliche Erfahrungen wie Gerüche und Geräusche sind transgressiv, d. h. sie wirken sich unmittelbar auf den persönlichen Raum/die Privatsphäre aus. Sie sind schwer zu umgehen und hinterlassen oft Spuren. Aufgrund ihres transgressiven Charakters können sie sowohl starke Reaktionen der Zuneigung als auch der Feindseligkeit hervorrufen - ein Grund für ihre Bedeutung für Prozesse der Grenzziehung. Dementsprechend konzentrieren wir uns vor allem auf Rolle der Sinne für die (Re-)Produktion von race, einschließlich des Weißseins. Zweitens adressieren wir die Rolle der Sinne für Prozesse und Praktiken von Migration und Zugehörigkeit. Wir folgen Wissenschaftler:innen, die die Rolle von Gerüchen, Geräuschen und Essen für Praktiken des home-making herausgestellt haben. Darüber hinaus diskutieren wir die Rolle der Sinne für Zugehörigkeit allgemein - diese ist immer vielschichtig und erstreckt sich vom Lokalen bis zum Transnationalen. Drittens beschäftigen wir uns speziell mit dem Urbanen, mit Fragen zum Verhältnis zwischen sensorischen Erfahrungen und urbanen Materialitäten sowie nach Prozessen von Grenzziehungen und -überschreitungen in urbanen Räumen mit hoher Diversität. Viertens wollen wir sensorische Methodologien diskutieren und vorantreiben, mit dem Ziel, neue Methoden der Wissensproduktion und des Wissenstransfers zu reflektieren und weiter zu entwickeln. Das Netzwerk soll zu zwei gemeinsamen Publikationen und zu seiner Institutionalisierung in Form einer Arbeitsgruppe in einer Sektion der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) sowie zu einem Forschungsnetzwerk innerhalb der European Sociological Association führen.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
