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Israel ISF-DFG: Die Transformation autobiographischer Erinnerungen durch empathische Interaktionen
Antragsteller
Professor Dr. Nikolai Axmacher
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561142812
Autobiographische Erinnerungen (AEs) sind komplexe mehrdimensionale Entitäten, die semantische, emotionale und sensorische Aspekte enthalten und unsere Identität und unser Selbstbild prägen. Störungen in AEs wie Übergeneralisierung negativer Affekte, Dekontextualisierung und Fragmentierung werden mit Psychopathologien wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und Depression in Verbindung gebracht. Umgekehrt ist das Erzählen von oft schmerzhaften AEs von zentraler Bedeutung in Psychotherapien. Es bleibt jedoch die Frage, ob Interaktionen, bei denen Erinnerungen geteilt werden, den Inhalt dieser Erinnerungen, ihre Übergeneralisierung und/oder ihre phänomenologischen Aspekte wie ihre emotionale Intensität, Kohärenz oder visuelle Perspektive verändern. Während frühere Studien darauf hindeuten, dass das Abrufen von AEs diese verändern kann, bleibt die Rolle sozialer Faktoren – insbesondere der Empathie eines Interaktionspartners – unklar. Der vorliegende Antrag zielt darauf ab, die transformative Wirkung empathischer Interaktionen auf AEs zu untersuchen. Wir untersuchen verschiedene Facetten dieses Phänomens in drei Studien. Studie 1 testet, ob und wie empathische Interaktionen AEs verändern. Wir verwenden funktionelle Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) in einem Hyperscanning-Paradigma, im dem neuronale Synchronisierung zwischen Dyaden gemessen wird. Eine Person teilt dabei aversive Ereignisse, während die andere empathisch zuhört; diese Rollen wechseln anschließend. Wir werden den Inhalt, die Spezifität/Generalisierung und phänomenologische Eigenschaften der Erinnerungen bewerten und testen, ob sie durch das Maß an berichteter Empathie und neuronaler Synchronisierung vorhergesagt werden. Studie 2 untersucht die neuronalen Prozesse während Änderungen autobiographischer Gedächtnisspuren nach empathischen Interaktionen, und konzentriert sich dabei auf selbstbewusste Emotionen. Wir scannen Teilnehmer vor und nach dem Teilen von Erinnerungen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT), um die Aktivierung von AE-relevanten Regionen (Hippocampus, Amygdala und sensorischer Kortex) und ihre Konnektivität zu selbstbezogenen Bereichen zu erfassen, z. B. im medialen präfrontalen Kortex (mPFC). Wir verwenden representational similaritiy analysis, um einzelne Gedächtnisspuren auf ihre Distinktheit oder Übergeneralisierung zu untersuchen. Studie 3 verwendet ein präklinisches Modell der PTBS und untersucht die Auswirkungen von Empathie auf intrusive Erinnerungen an trauma-analoge Episoden. Wir zeigen Teilnehmern kurze trauma-analoge Filme und untersuchen, wie empathische Interaktionen ihr Erinnerungsvermögen, die Anzahl der Intrusionen und die daraus resultierende emotionale Belastung verändern. Wir erwarten, dass Erinnerungen nach empathischen Interaktionen distinkter (d. h. weniger generalisiert), kontextualisierter, kohärenter und weniger belastend sind und dass diese Effekte von der Aktivität in Amygdala, Hippocampus und mPFC abhängen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
Partnerorganisation
The Israel Science Foundation
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Simone Shamay-Tsoori
