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Thermographie als Einblick in affektiven Zuständen bei Primaten: emotionale Ansteckung und empathische Reaktion bei Berberaffen
Antragstellerin
Professorin Julia Ostner, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561653129
Der wissenschaftliche Fortschritt in der Erforschung tierischer Emotionen wird dadurch behindert, dass Tiere im Gegensatz zum Menschen nicht dazu in der Lage sind, ihre subjektiven Erfahrungen selbst zu berichten, und dass die bei Tieren zur Messung physiologischer Emotionskorrelate verwendeten Instrumente invasiv sind. Daher wird der überwiegende Teil der Studien zur Emotionsforschung bei Tieren im Rahmen kontrollierter Experimente durchgeführt, denen es an ökologischer Validität mangelt und die meist künstliche und in der Regel aversive Stimuli verwenden. Im beantragten Projekt nutzen wir die Entwicklung der Infrarot-Thermographie als nicht-invasive, berührungslose Methode zur Quantifizierung emotionaler Erregung bei freilebenden Tieren, um Reaktionen auf natürlich entstehende soziale Interaktionen zu testen und so Lücken in der Erforschung von Emotionen und empathischem Verhalten bei Tieren zu schließen. Hierzu kombinieren wir thermographische Messungen mit detaillierten Verhaltensbeobachtungen an erwachsenen Berberaffen zweier sozialen Gruppen der Studienpopulation am Affenberg Salem. Konkret werden wir (a) die physiologischen und Verhaltensreaktionen derjenigen Individuen quantifizieren, die selbst an sozialen Interaktionen unterschiedlicher Qualität (Kooperation, Konkurrenz) und mit unterschiedlichen Partnerattributen (Variation in der Bindungsstärke, Dominanzrangsdifferenz) beteiligt sind, zusammen mit (b) der gleichzeitigen Aufzeichnung der Erregungsreaktion eines Individuums, das diese Interaktionen nur beobachtet, selbst jedoch nicht involviert ist, um die emotionale Ansteckung zwischen Individuen zu testen, und (c) die sozialen Bedingungen untersuchen, die empathisches Verhalten, konkret das Trösten anderer, fördern. Insgesamt trägt diese Studie zum Verständnis des emotionalen Lebens von Tieren bei, insbesondere der emotionalen Ansteckung und des empathischen Tröstens Dritter. Beides sind entscheidende Bausteine der Empathie, einer Fähigkeit, die evolutionär beim Menschen zur empathischen Perspektivübernahme weiterentwickelt wurde und die das außerordentliche Maß an Kooperation ermöglicht, die menschliche Gesellschaften auszeichnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Anne Schacht; Privatdozent Dr. Oliver Schülke, Ph.D.
