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Gewaltdelinquenz im Jugendalter: Eine längsschnittliche Kohortenstudie (GEKO)

Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563323733
 
Der postpandemische Anstieg der polizeilich registrierten Kinder- und Jugendkriminalität in Deutschland hat zu wissenschaftlichen, öffentlichen und politischen Diskussion geführt. Dabei sind sowohl Existenz und Ausmaß als auch die möglichen Ursachen des Anstiegs unklar, insbesondere durch den Mangel längerfristig vergleichbarer Dunkelfeldstudien, die zu Grunde liegende Mechanismen zu erfassen erlauben. Das hier beantragte Vorhaben schlägt daher eine längsschnittliche Kohortenstudie vor, die an eine von 2013 bis 2016 durchgeführte regionale Längsschnittstudie an Sekundarschulen anknüpft. Letztere ermöglicht aufgrund hoher Ausschöpfungsquoten und der Messung relevanter Konstrukte einen aussagekräftigen Vergleich. Die beantragten neuen Umfragen erheben Daten zu mehr als 3500 Schüler*innen in über 200 Schulklassen in drei Städten des Ruhrgebiets. Auf dieser Basis soll untersucht werden, (1) ob sich Ausmaß und Akzeptanz von Gewalt unter Jugendlichen in den letzten 10 Jahren tatsächlich erhöht haben, (2) ob dies vor allem für bestimmte Gruppen gilt oder es eine generelle Veränderung des normativen Klimas gibt, und (3) ob systematische Unterschiede zwischen Jahrgangskohorten bestehen, die sich darauf zurückführen lassen, in welchem Entwicklungsalter sie von der Corona-Pandemie betroffen waren. Die deskriptive Analyse der Prävalenz und Inzidenz von Gewaltdelikten differenziert zwischen Veränderungen in der Mehrfach- und Einzeltäterschaft sowie ihrer sozio-demographischen Korrelate. Um das vorherrschende normative Klima und dessen Veränderung zu bestimmen, werden sowohl etablierte Einstellungsmaße zur Gewaltakzeptanz als auch Netzwerkdaten zu sozialen Beziehungen im Schuljahrgang genutzt. Mit längsschnittlichen Netzwerkanalysen werden Veränderungen im Schul- und Klassenklima erfasst, indem für unterschiedliche Kohorten untersucht wird, wie die Attraktivität von Schüler*innen als Freund*in sowie ihre wahrgenommene Popularität in der Jahrgangsstufe von ihren gewaltbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen abhängen. Um mögliche Einflüsse der Corona-Pandemie abzuschätzen, werden ausgewählte Schuljahrgänge befragt, die in unterschiedlichem Entwicklungsalter von Schulschließungen betroffen waren, die insbesondere Grundschulen in ihrer sozialisierenden, diagnostizierenden, präventiven und unterstützenden Rolle beeinträchtigten. Über einen Kohortenvergleich soll untersucht werden, ob sich in Kohorten, deren Grundschulzeit durch pandemiebedingte Schließungen frühzeitig unterbrochen wurde, eine höhere Prävalenz und Inzidenz von Gewalt, eine höhere Gewaltakzeptanz oder eine geringere Selbstkontrolle beobachten lassen. Neben der Beantwortung dieser Forschungsfragen ermöglichen die zu erhebenden Daten eine Reihe weiterer Analysen zu kriminologisch relevanten Themen und sollen daher über eine Aufbereitung und Bereitstellung der Daten der scientific community zugänglich gemacht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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