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Digitale Datenbank Exilphilosophie
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Demmerling
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 565207361
Die "Digitale Datenbank Exilphilosophie" (DDEP) widmet sich der Erforschung der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts. Ziel des Projekts ist es, erstmals das Ausmaß der Emigration deutschsprachiger Philosoph:innen während der Zeit des Nationalsozialismus zu erfassen und auswertbar zu machen. Bis heute existiert im Bereich der Philosophie keine valide Übersicht über die Anzahl und Identität der Personen, die nach 1933 durch politische, antisemitische oder rassistische Verfolgung aus dem deutschen Sprachraum vertrieben wurden. Auch genauere Informationen zu individuellen Emigrationsschicksalen liegen für die Mehrheit der Fachvertreter:innen nicht vor. Ähnliches gilt für philosophische Netzwerke, Schulen und Institutionen, von denen bisher nur wenige (z.B. Frankfurter Schule, Wiener Kreis) eingehender erforscht wurden. Übergreifende Urteile über die Bedeutung des Exils für die Entwicklung der Philosophie im 20. Jahrhundert sind infolgedessen bislang nicht möglich. Die DDEP verzeichnet erstmals alle Philosoph:innen, die in den 1930er und -40er Jahren aus Deutschland und Österreich emigrieren mussten und macht die erhobenen Daten im Rahmen einer Website erforschbar. Gesammelt werden einerseits personenbezogene Informationen (Emigrationszeitraum, exilbezogene Kurzbiografie, Exilpublikationen etc.), andererseits Informationen über strukturelle Zusammenhänge (Exilinstitutionen, Schulzusammenhänge, Arbeitskontakte etc.), wofür einerseits vorhandene Forschungsliteratur ausgewertet wird, andererseits aber auch eigene Archivrecherchen angestellt werden sollen. Durch die digitale Aufbereitung kann das gesammelte Material über umfangreiche Suchfunktionen immer wieder neu befragt und in unterschiedlichen Forschungskontexten genutzt werden. Die Daten zu Emigrationsstationen und -wegen lassen sich auf einer interaktiven Karte darstellen und mit-einander in Beziehung setzen. Zudem wird am Ende der Projektlaufzeit auf Basis der Datenbank ein Print-Lexikon herausgegeben. Die DDEP basiert auf einem inklusiven Sammelprinzip (offene Erhebungskriterien), orientiert sich an digitaler Nachhaltigkeit (Datenbeständigkeit, Datensicherheit) und veröffentlicht die Forschungsergebnisse im Open Access (öffentliche Zugänglichkeit). Aufgrund der Relevanz des Themas orientiert sich die Datenbank nicht nur an wissenschaftlicher Nutzbarkeit, sondern richtet sich auch an ein öffentliches Publikum. Alle textbasierten Daten werden zweisprachig (deutsch/englisch) erfasst. Das Projekt versteht sich als Schnittstelle zwischen der (interdisziplinären) Exilforschung, den Digital Humanities und der bisher nur in Ansätzen digital arbeitenden philosophiehistorischen Forschung. Angestrebt wird eine neue und flexible Forschungsgrundlage für das Verständnis der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts, die sowohl auf bewährte philosophiehistorische Methoden als auch auf innovative digitale Ansätze zurückgreift.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
