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Subtypen der Prämenstruellen Dysphorischen Störung: Netzwerkanalysen zu zeitlichen Symptomverläufen und der Rolle von Sexualhormonen
Antragstellerin
Dr. Sibel Nayman
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 565812188
Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) ist eine neue diagnostische Einheit in ICD-11 und DSM-5, gekennzeichnet durch starke affektive Kernsymptome und zusätzliche psychische und/oder somatische Symptome. PMDS-Symptome sind eng mit dem Menstruationszyklus verbunden, treten in der Lutealphase auf und klingen innerhalb einer Woche nach Menstruationsbeginn in der Follikelphase ab. Nach derzeitigen Erkenntnissen sind PMDS-Symptome auf erhöhte Sensitivität des Zentralnervensystems gegenüber normalen Schwankungen der Sexualhormone Progesteron und Estradiol zurückzuführen. Möglicherweise gibt es Subtypen der Hormonsensitivität, die sich in Unterschieden der Symptomcharakteristika, des Schweregrades, des zeitlichen Auftretens (frühe vs. späte Lutealphase) und des Abklingens der Symptome (abrupt vs. graduell) äußern. Bisher wurde PMDS jedoch weitgehend als homogen und stabil betrachtet. Eine kategoriale PMDS-Diagnose wiederum ist für die Behandlung möglicherweise begrenzt nützlich, während ätiologische Subtypisierung zur Entwicklung zyklusspezifischer Behandlungsansätze beitragen könnte. Dieses Projekt verfolgt einen mechanismenbasierten Ansatz zur Quantifizierung inter- und intraindividueller Variabilität der PMDS-Symptomatik. Insbesondere ziele ich darauf ab, 1) Unterschiede im zeitlichen Symptomverlauf zwischen Individuen und spezifischen Symptomclustern zu identifizieren, 2) intrapersonelle Kovariationen spezifischer Symptomverläufe mit Verläufen von Sexualhormonen und Cortisol zu untersuchen, wobei adverse Kindheitserfahrungen als psychosozialer Moderator berücksichtigt werden, und 3) dynamische proximale psychologische, physiologische und behaviorale Moderatoren intrapersoneller Symptomnetzwerke zu untersuchen. Insgesamt werden 120 Frauen mit PMDS nach einer Baseline-Sitzung ein PMDS-spezifisches Symptomtagebuch und Ambulante Assessments (AA) über zwei Zyklen durchführen. Teilnehmerinnen werden dreimal täglich über momentane Stimmung und Kognitionen und einmal täglich über PMDS-Symptome und Stresswahrnehmung berichten. Zur Bestimmung von Cortisol, Progesteron und Estradiol werden an jedem dritten Untersuchungstag vier Speichelproben im Tagesverlauf entnommen. Potenzielle Verhaltensmarker (z.B. Schlafdauer und körperliche Aktivität) werden kontinuierlich während der beiden Zyklen mit Hilfe von Smart-Fingerringen gemessen. Unter Verwendung des dynamischen Netzwerkansatzes „Subgrouping within Group Iterative Multiple Model Estimation (sGIMME)“ erwarte ich, drei PMDS-Subtypen mit Variationen in Symptomverläufen und Hormonsensitivität aufzudecken und proximale zyklusspezifische psycho-bio-behaviorale Symptomverstärker zu identifizieren, welche a) zur intraindividuellen Variabilität beitragen, b) ätiologische Modelle von PMDS ergänzen und c) die Identifizierung von Frühwarnzeichen und somit die Annäherung an personalisierte Medizin für PMDS ermöglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
