Verwandtschaft und Herrschaft im Apennin. Fremde und einheimische Bevölkerungsgruppen im eisenzeitlichen Spoleto

• Antragsteller: Dr. Joachim Weidig
• Fachliche Zuordnung: Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
• Förderung: Förderung seit 2025
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 568702652

In der etruskischen und italischen Welt kommen reich ausgestattete Bestattungen von Kindern unter drei Jahren nur selten vor. Daher stellen die Prunkgräber von Säuglingen und Kleinkindern der orientalisierenden Zeit (720-580 v. Chr.) aus der Nekropole von Piazza d'Armi in Spoleto (Umbrien) mit Panzerscheiben, Dolchen, Lanzen, Keulenköpfen, Schmuckscheiben, Trachtgegenständen und besonderen Gefäßen eine große Ausnahme dar. Außerdem sind in Spoleto über Beigaben und Grabriten Elemente aus unterschiedlichen Kulturen sichtbar. Ob dies auf fremde Personen aus Etrurien, Latium und der Sabina oder auf kulturelle, selektive Adaptionsprozesse der lokalen Elite zurückzuführen ist, lässt sich nur in einer Kombination von archäologischen und biologischen Methoden klären. In Italien wird daher aktuell ein universitäres PRIN-Projekt gefördert, bei dem alle menschlichen Skelettreste aus Spoleto anthropologisch und molekularbiologisch untersucht werden. Das deutsche Forschungsprojekt soll dagegen mit dem traditionellen archäologischen Teil der Auswertung des gesamten Gräberfeldes die archäologische Grundlage für die Beantwortung von zentralen Forschungsfragen ermöglichen: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Grabriten, Beigaben und Verwandtschaftsbeziehungen? Sind die Unterschiede innerhalb der Bestattungen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen oder auf selektive Adaption zurückzuführen? Blieb die Herrschaft über mehrere Generationen hinweg in derselben Familie, und zeugen die Kindergräber von dem Versuch, in Spoleto eine Herrscherdynastie zu etablieren, in der politische und religiöse Machtpositionen von Geburt an vererbt wurden? Mit diesen Fragen eng verbunden ist eine Definition der lokalen eisenzeitlichen Sachkultur in Umbrien, die im Vergleich zu den benachbarten Regionen herausgearbeitet werden soll.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen
• Internationaler Bezug: Italien
• Kooperationspartnerinnen: Professorin Alessandra Coen; Professorin Maria Cristina Martinez-Labarga; Professorin Marina Micozzi