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Mittelalterliche Handschriften: Aufarbeitung des Nachlasses Georg Rörers (1492-1557) in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena für eine offene Online-Plattform zur Luther- und Reformationsgeschichte

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 56911599
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit der Digitalisierung, Tiefenerschließung und datenbankbasierten Internetpräsentation der als Quellencorpus einzigartigen Büchersammlung Georg Rörers in UrMEL wurde das Projektziel, einen nachhaltigen Impuls für die Erforschung der Reformation zu schaffen, erreicht. Die beiden Projektwissenschaftler erstellten in ManuscriptumXML etwa 5600 Datenblöcke in 300 Dateien und bewältigten dabei in vorbildlicher Weise das Problem der schwer lesbaren Schrift Rörers. Ein Internetauftritt informiert über Rörer und seine Bücher. Das Projekt wurde auch auf Tagungen und in einer Ausstellung bekannt gemacht. Wie erhofft erbrachte das Projekt deutliche Fortschritte für die Erforschung der personellen Interaktion und der darauf basierenden Textüberlieferung der Wittenberger Reformation. Zahlreiche Korrekturen oder Ergänzungen des vormaligen Forschungsstandes konnten aufgezeigt werden. Rörers Sammlung wurde erstmals in ihrer Gesamtheit bewertet. Dies brachte Aufschlüsse über Rörers Rolle als Chronist der Wittenberger Reformation, der Schüler nicht allein Luthers, sondern etwa auch Melanchthons war. Das Profil seiner Handschriftensammlung reicht mit ihrer Breite oft nur dort überlieferter Werke mehrerer Verfasser über den bislang konstatierten Horizont einer Sammlung ausschließlich des Werks Martin Luthers hinaus. Seine intellektuell eigenständige, oft direkte Umformung des gesprochenen Reformatorenworts in eine schriftliche Fassung stellten dessen weitere Überlieferung sicher. Rörer, der „Gnesiolutheraner“ war, wahrte eine spezifische Wittenberger Gruppenidentität bis in die interimistischen Streitigkeiten hinein. Sein Verhältnis den einzelnen Protagonisten wie Stifel, Bugenhagen oder Melanchthon wurde deutlicher erkennbar. Zu den bislang kaum oder nicht bekannten Werken, die hauptsächlich oder allein Rörer überlieferte, zählen Disputationen und Vorlesungen Melanchthons sowie Predigten Bugenhagens. Die Erforschung der Tischreden Luthers wird durch die Aufarbeitung der Rörersammlung wichtige Anregungen erhalten. Auch für weitere Fragen bzw. Editionsvorhaben der Forschung zur Reformation kann die jetzt verfügbare Dokumentation der Rörerbände Anreize geben. Es hat sich bestätigt, dass die vollumfängliche Aufarbeitung und bildliche Wiedergabe der häufig singulären Werküberlieferung in Georg Rörers Handschriften ein überfälliges Desiderat darstellte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Georg Rörer (1492–1557) aus Deggendorf – Luthers Weggefährte wird neu entdeckt, in: Deggendorfer Geschichtsblätter 30 (2008), S. 25–34
    Joachim Ott
  • Georg Rörer (1492–1557) und sein Nachlass in der Thüringer Universitätsund Landesbibliothek Jena, Luthers Thesenanschlag – Faktum oder Fiktion, hg. von Joachim Ott und Martin Treu, Leipzig 2008 (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 9), S. 47–57
    Joachim Ott
  • Die Sammlung Georg Rörers (1492–1557). Ein interdisziplinäres und multimediales Erschließungsprojekt an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, in: Kodikologie und Paläographie im Digitalen Zeitalter – Codicology and Palaeography in the Digital Age, hg. von Malte Rehbein, Patrick Sahle, Torsten Schassan, Norderstedt 2009 (Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik 2), S. 25–34
    Christian Speer
  • Martin Luthers Galaterbriefvorlesung von 1531. Quellenkritische Beobachtungen an der Kollegmitschrift Georg Rörers (1492–1557), in: Lutherjahrbuch 77 (2010), 65–80
    Stefan Michel
  • Art. Rörer, Georg (1492–1557), in: Thüringer Biographisches Lexikon. Lebenswege in Thüringen, Vierte Sammlung, Jena 2011, 286–289
    Stefan Michel
  • Die Sonntagsvorlesungen Philipp Melanchthons. Vom akademischen Vortrag zum homiletischen Hilfsmittel, in: Philipp Melanchthon. Lehrer Deutschlands – Reformator Europas, hg. von Irene Dingel und Armin Kohnle, Leipzig 2011 (LStRLO 13), S. 177–190
    Stefan Michel
 
 

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