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Mittelalterliche Handschriften: Erschließung und Digitalisierung der Blockbücher in bayerischen Sammlungen

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 59123190
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Blockbücher sind im 15. Jahrhundert mittels Holztafeldrucks hergestellte illustrierte Bücher relativ geringen Umfangs, die eine Übergangsform zwischen der illuminierten Handschrift und dem illustrierten gedruckten Buch darstellen. Sie gehören zum seltensten und damit wertvollsten Sammlungsgut von Bibliotheken. Bis heute stellen Blockbücher die buchgeschichtliche, kunsthistorische und philologische Forschung vor zahlreiche Fragen. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Blockbücher wird jedoch durch ihren sehr problematischen konservatorischen Zustand erheblich erschwert. Während durch ausländische Katalogisierungsprojekte in jüngster Zeit wichtige neue Erkenntnisse über Blockbücher gewonnen wurden, stand bei Projektbeginn eine systematische Aufarbeitung der Bestände in deutschen Bibliotheken noch aus. Im Projekt wurde daher der gesamte in Bayern vorhandene Bestand zunächst digitalisiert und dann auf einem – der Bedeutung der Objekte angemessenen – hohen bibliographischen Niveau beschrieben, das den neueren ausländischen Katalogen entspricht. Alle Besitzer von Blockbüchern – einschließlich der kirchlichen und privaten Besitzer – haben die Digitalisierung und wissenschaftliche Erschließung der Blockbücher im Rahmen des Projekts ermöglicht. Im Projekt wurden 90 Blockbücher aus 14 bayerischen Sammlungen vollständig digitalisiert. Damit schließt es sich organisch an die DFG-geförderten Projekte der Bayerischen Staatsbibliothek zur Digitalisierung der Inkunabeln und der deutschen Drucke des 16. Jahrhunderts an und ergänzt die in Zusammenarbeit mit einem privatwirtschaftlichen Partner (Google) durch die Bayerische Staatsbibliothek in Angriff genommene Massendigitalisierung urheberrechtsfreier Drucke um den durch diese Maßnahme aus konservatorischen und inhaltlichen Gründen nicht erfassbaren Bereich der frühesten Drucke des 15. Jahrhunderts. Alle digitalisierten Blockbücher (einschließlich der in privatem und kirchlichen Besitz befindlichen) wurden frei im Internet zugänglich gemacht. Hierfür wurde zusätzlich zur bereits zu Beginn des Projekts freigeschalteten Internetseite des Münchener Digitalisierungszentrums eine eigene Projektseite im Rahmen der Bayerischen Landesbibliothek Online (BLO) aufgebaut, die zusätzliche Funktionalitäten bietet und mit weiteren Materialien (Blockbuch-Bibliographie mit Verlinkung zu digitalisierter Sekundärliteratur, soweit urheberrechtsfrei) angereichert wurde. Durch die Anbindung der Digitalisate mit URN an die Nachweisinstrumente (bayerischer Verbundkatalog und lokaler Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek) ist ihre Auffindbarkeit und weitere Vernetzung (ZVDD, DDB, Virtuelle Fachbibliotheken, Europeana etc.) für den Aufbau interoperabler, überregionaler und international kompatibler Strukturen im Interesse der Forschung gewährleistet. Der gesamte in Bayern vorhandene Bestand von 90 Blockbuch-Exemplaren wurde auf einem bibliographischen Niveau beschrieben, das den neueren ausländischen Katalogen (insbesondere dem der Bibliothèque nationale de France, Paris, und der Bodleian Library, Oxford) entspricht. Die Beschreibungstiefe orientierte sich dabei an den DFG-Richtlinien für Handschriften, wobei allerdings zusätzliche Angaben zu drucktechnischen und materiellen Besonderheiten sowie den Illustrationen (in vergleichbarer Erschließungstiefe wie bei Beschreibungen illuminierter Handschriften) erforderlich waren. In der ersten Projektphase wurde daher zunächst ein eigenes, vertieftes Beschreibungsschema entwickelt. Die Beschreibungen werden in elektronischer Form im Internet sowie in einem gedruckten Katalog zugänglich gemacht, der innerhalb von zwei Jahren nach Projektende erstellt wird. In einem eigenen Projektteil wurden die Illustrationen, die in den Blockbüchern enthalten sind, nach dem gleichen Verfahren wie im Inkunabel-Digitalisierungsprojekt der Bayerischen Staatsbibliothek erschlossen, um so nicht nur die Texte, sondern auch die Bilder für die wissenschaftliche Nutzung zugänglich zu machen. Damit wurde das Verfahren der Digitalisierung, das die seitenweise Betrachtung jedes Druckes ermöglicht, im Sinn eines derzeit besonders forschungsrelevanten Ansatzes, der Erschließung der Bilder und ihrer Textrelation, ergänzt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Unbekannte Schätze. Die Blockbücher der bayerischen Sammlungen. In: Bibliotheksforum Bayern 6, Heft 1 (2012), S. 22-24
    Rahel Bacher und Bettina Wagner
  • Blockbooks in Bavarian Collections: A New Project for the Digitzation and Analysis of Early Printed Books, in: Microform and Digitization Review 40 (2011), S. 18-24
    Rahel Bacher und Bettina Wagner
  • Analysing rare books with digital technologies: the project “Blockbooks in Bavarian collections”. Analiziranje redkih knjig z digitalnimi tehnologijami: projekt “Blockbooks in Bavarian Collections”. In: Knjižnica. Revija za področje bibliotekarstva in informacijske znanosti 56/3 (2012), S. 127-145
    Bettina Wagner, Markus Brantl und Peter Meinlschmidt
  • Vom ABC bis zur Apokalypse. Leben, Glauben und Sterben in spätmittelalterlichen Blockbüchern. Luzern: Quaternio-Verlag, 2012 (Bayerische Staatsbibliothek. Schatzkammer 2012. Ausstellung 17. Februar bis 6. Mai 2012)
    Bettina Wagner (Hrsg.)
  • Blockbücher des 15. Jahrhunderts. Eine Experimentierphase im frühen Buchdruck. Beiträge der Fachtagung in der Bayerischen Staatsbibliothek München am 16. und 17. Februar 2013, hrsg. von Bettina Wagner. Wiesbaden 2013. Bibliothek und Wissenschaft 46
    Bettina Wagner (Hrsg.)
 
 

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