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Spontane interpersonelle Attraktion und Persönlichkeit: Analysen basierend auf einer Synthese von Social Relations Model und Linsenmodell

Subject Area Personality Psychology, Clinical and Medical Psychology, Methodology
Term from 2007 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 59429957
 
Final Report Year 2011

Final Report Abstract

Der erste mehr oder weniger positive Eindruck gegenüber fremden Personen – spontane interpersonelle Attraktion – vollzieht sich automatisch, schnell und auf der Basis minimaler Informationen. Er stellt zugleich die zentrale Basis für unsere sozialen Entscheidungen dar, also dafür, wie wir auf andere reagieren, mit wem wir interagieren und mit wem wir kurz- und langfristige Beziehungen eingehen. Das abgeschlossene Projekt erlaubte erstmals einen systematischen und detaillierten Blick auf den Einfluss von Persönlichkeit auf interpersonelle Attraktion bei Nullbekanntschaft. Aufbauend auf der Verbindung des komponentenorientierten Social Relations Model (Kenny, 1994) mit dem prozessorientierten Linsenmodell (Brunswik, 1956), wurden Effekte der Persönlichkeit auf Attraktionskomponenten unter Beachtung der wahrnehmbaren Signale sowie personaler und kontextueller Moderatoren analysiert. Zusammengefasst erbrachte das Projekt folgende Hauptergebnisse: (1) Mit dem Social Relations Lens Model liegt ein Rahmenmodell vor, welches erstmals eine integrative komponenten- und prozessorientierte Betrachtung erster Eindrücke ermöglicht. (2) Mit dem im Projekt entwickelten Statistikpaket TripleR wurde die Anwendung von Social-Relations-Analysen allgemein vereinfacht und für die persönlichkeitspsychologische Anwendung optimiert. (3) Attraktionsurteile lassen sich schon bei Nullbekanntschaft sinnvoll in Varianzkomponenten unterteilen, welche getrennt voneinander analysiert werden sollten. (4) Persönlichkeit beeinflusst alle drei Arten von Attraktionskomponenten: (a) das Mögen anderer und positive Erwartungen gegenüber anderen (Perceiver Effekte), (b) Popularität und entgegengebrachte Erwartungen (Target-Effekte) sowie (c) idiosynkratische Zuneigungen und Erwartungen (Relationship-Effekte). (5) Diese Einflüsse lassen sich durch die mediierende Wirkung beobachtbarer physikalischer, nonverbaler, paraverbaler und verbaler Signale erklären. (6) Erste überraschende Einsichten in Moderationseffekte wurden gewonnen (z.B. beeindrucken Narzissten bei Nullbekanntschaft schon allein aufgrund ihres Äußeren, aber nicht auf der Basis des Gesprochenen; Neurotizismus kann in relevanten Kontexten entgegen bisheriger Befunde schon bei Nullbekanntschaft akkurat eingeschätzt werden). In laufenden Analysen des umfangreichen gewonnenen Datenmaterials wird der Einfluss von Eigenschaften des Beurteilers (u.a. blinde vs. sehende Beurteiler) und der dargebotenen Information auf den Zusammenhang von Persönlichkeit und ersten Eindrücken untersucht und über Zusammensetzungen, Konsistenzen und Sensitivitäten individueller Signal-Nutzungsmodelle erklärt. (7) Schließlich wurden aufbauend auf den Ergebnissen des Projekts eine Reihe von zukünftig zu verfolgenden Forschungsperspektiven ausgearbeitet, so beispielsweise zum Einfluss von Persönlichkeit auf die Kommunikation in Online Social Networks und auf die Entwicklung sozialer Beziehungen. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung der Kombination komponenten- und prozessorientierter Ansätze in der Persönlichkeits- und Sozialpsychologie und haben wichtige Konsequenzen für das Verständnis des Zusammenspiels von Persönlichkeit und frühen interpersonellen Wahrnehmungen.

Publications

  • (2010). The Social Relations Model: How to understand dyadic processes. Social and Personality Psychology Compass, 4, 855-870
    Back, M. D., & Kenny, D. A.
  • (2010). Why are narcissists so charming at first sight? Decoding the narcissism-popularity link at zero acquaintance. Journal of Personality and Social Psychology, 98, 132-145
    Back, M. D., Schmukle, S. C., & Egloff, B.
  • (2011). A closer look at first sight: Social relations lens model analyses of personality and interpersonal attraction at zero acquaintance. European Journal of Personality, 25, 225-238
    Back, M. D., Schmukle, S. C. & Egloff, B.
 
 

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