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Kreditvergabe im 19. Jahrhundert: zwischen privaten Netzwerken und institutionalisierter Geldleihe

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 59676386
 
Stellt heute die Verschuldung bzw. Überschuldung privater Haushalte ein gravierendes Problem der westlichen Industriegesellschaften dar, so handelt es sich dabei durchaus um ein historisches Phänomen von langer Dauer. Sowohl für das Mittelalter als auch für die Neuzeit ist von einer Vielzahl unterschiedlicher Schuldbeziehungen auszugehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Kreditwirtschaft immer noch weitestgehend privat organisiert; Banken gab es in Westeuropa nur in größeren Handelsstädten. Während die französische Forschung zu diesem Themenbereich bereits wichtige Studien vorgelegt hat, kommt dem Projekt innerhalb der deutschen Forschungslandschaft Pilotcharakter zu. Es setzt sich zum Ziel, anhand überlieferter Notariatsakten die Organisation privater Kreditbeziehungen zu analysieren. Anhand von ausgewählten Landstädten im Grenzraum Saar-Lor-Lux soll gezeigt werden, welche ökonomischen und gesellschaftlichen Netzwerke aktiviert wurden, um Geld zu leihen. Dabei umfasst die Analyse das gesamte 19. Jahrhundert, weil nur so die Genese und Dynamik der privaten Schuldenbeziehungen vor dem Hintergrund des gewaltigen demographischen und ökonomischen Strukturwandels - und damit die Reaktionen der Mikro- auf die Krisen der Makroebene - erschöpfend analysiert werden können. Welche Rolle spielen gesellschaftliche Reputation, Vertrauen und rechtliche Sicherheiten in unterschiedlichen Netzwerken? Gezeigt wird weiterhin, wie ab der Mitte des Jahrhunderts eine allmähliche Umstellung von Privat- zu Bankkrediten und damit eine Institutionalisierung voranschreitet. Die Verknüpfung von Rechtsgeschäften mit Personendaten unter Benutzung des Datenverarbeitungsprogramms Kleio wird in diesem Projekt zum Schlüssel, um Handlungsmuster und Netzwerkbeziehungen im Kreditwesen darzustellen und zu erklären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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