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Attentionale, kognitive und emotionale Aspekte bei Krankheitsangststörungen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2007 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 59982851
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die zentralen Komponenten in kognitiv-behavioralen Erklärungsmodellen der Krankheitsangst und der daraus abgeleiteten Behandlungen sind die selektive Aufmerksamkeitslenkung (SAL) auf körperliche Empfindungen und der katastrophisierende Interpretationsbias (KIB). Wir untersuchten, ob sich SAL mit dem emotionalen Stroop Test (EST) und KIB mit dem Implicit Association Test (IAT) als separate und für Krankheitsangst spezifische Komponenten erfassen lassen. Gleichzeitig wurden neuronale Prozesse bei der Bearbeitung dieser Aufgaben im fMRT erfasst. Um die kausale Bedeutung von KIB und SAL für Krankheitsangst weiter abzuklären, wurde eine Kurzintervention zur Veränderung des KIB und im Anschluss daran eine ambulante störungsspezifische KVT durchgeführt. Wir erwarteten eine Reduktion der Krankheitsangstsymptome und zusätzlich systematische Veränderungen in den experimentalpsychologischen und neuronalen Outcome-Maßen. Für die experimentalpsychologischen Prüfungen wurden 88 Probanden, die mindestens die Kriterien einer leichten Hypochondrie erfüllten, 52 gesunde Probanden und 52 nicht krankheitsängstliche depressive Probanden rekrutiert. Zusätzlich wurden 54 nur screeningpositive Probanden rekrutiert, die nicht die Kriterien für eine Krankheitsangst erfüllten. Diese Gruppe war im Antrag nicht vorgesehen und wurde deshalb bis jetzt noch nicht berücksichtigt, soll aber in weiteren Auswertungen als Gruppe mit intermediärem Krankheitsstatus mitgeführt werden. 34 krankheitsängstliche, 31 gesunde und 28 depressive Probanden wurden bei der Bearbeitung des EST und IAT auch im fMRT untersucht. Klar bestätigt werden konnte die Erwartung einer spezifisch bei Krankheitsängstlichen verstärkten SAL im EST. Krankheitsängstliche beurteilten Krankheits- und Symptomwörter als beunruhigender und Symptomwörter auch als negativer als beide Vergleichsgruppen. Der IAT erbrachte jedoch keinen Hinweis auf eine spezifisch stärkere implizite negative Bewertung dieser Wörter bei Krankheitsängstlichen. In den fMRT-Analysen für den EST und den IAT unterschieden sich Krankheitsängstliche von den Vergleichsgruppen durch eine stärkere Aktivierung von Amygdala und Komponenten des ventralen Aufmerksamkeitssystems. Die zweiwöchige Tagebuchintervention zur Veränderung des KIB bewirkte zwar eine stärkere Reduktion von Krankheitsangstsymptomen als die Kontrollbedingung, aber ein entsprechend spezifischer Interventionseffekt fand sich weder in EST noch IAT. Neuronal war lediglich eine allgemeine Abnahme der Aktivierung im ventralen Aufmerksamkeitssystem, in Amygdala und orbitofrontalem Kortex festzustellen. Die EST-Befunde, die expliziten Beurteilungen und die neuronalen Aktivierungen belegen ein für Krankheitsängstliche spezifisch erhöhtes Arousalpotential gesundheitsbedrohlicher Stimuli. Wir fanden im IAT keinen Hinweis auf eine verstärkte implizite negative Bewertung dieser Stimuli, und auf der neuronalen Ebene auch keinen Hinweis auf Störungen der Kontrolle von Interferenzen und emotionalen Reaktionen. Durch das hohe Arousalpotential und die Salienz könnten gesundheitsbedrohliche Reize erheblich Kapazität des Arbeitsgedächtnisses binden und über ihre gesteigerte Verfügbarkeit für den intrusiven Charakter und die mangelnde Kontrollierbarkeit von Krankheitsangst kausal sein.

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