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Die Dynamik des Parteienwettbewerbs - Effekte der innerparteilichen Dimension und der Koalitionsorientierung auf die Policyformulierung von Parteien

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 61150911
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die bisherigen und in Bearbeitung befindlichen Arbeiten, die aus dem Projekt hervorgegangen sind, bringen die Forschung zu Parteienwettbewerb in dreierlei Hinsicht voran. Erstens haben wir als erste Arbeitsgruppe überhaupt eine organisationale Perspektive in die empirische Forschung eingebracht, indem wir die Effekte von Mitgliedern und organisationalen Strukturen auf Parteienwettbewerb beleuchten. Bisherige Arbeiten treffen Annahmen über Auswirkungen innerparteilicher Strukturen, ohne diese jedoch empirisch zu modellieren. Dies ist bekanntermaßen problematisch, da die empirische Untersuchung nicht auf derselben Analyseebene wie das theoretische Argument angesiedelt ist. Unsere bisherigen Ergebnisse sind insofern überraschend, als dass wir keine oder nur schwache Einflüsse der Mitglieder auf das ideologische Verhalten von Parteien finden. Dieser Befund widerspricht der breiten Literatur, die Mitgliedern eine wichtige Rolle für parteiliches Handeln zuschreibt. Auf der anderen Seite können wir bestätigen, dass organisationale Strukturen und vor allem Kandidatenauswahlverfahren einen Einfluss auf parteiliches Handeln haben. Zweitens ermöglichen unsere Arbeiten über Regierungs- und Oppositionsparteien es, populäre Ansichten über beide Parteitypen einer empirischen Analyse zu unterziehen. Regierungsparteien sind zum einen der Kritik ausgesetzt, der öffentlichen Meinung hinterherzulaufen (Gerhard Schröder fasste dies einst in die Worte „BamS, Bild und Glotze“). Andererseits wird der Regierung oftmals vorgeworfen, nur auf externe Notwendigkeiten und Zwänge zu reagieren und die öffentliche Meinung zu vernachlässigen. Oppositionsparteien wird hingegen gemeinhin unterstellt, dass sie die Regierung vor sich hertreiben, indem sie der öffentlichen Meinung folgen. Wir nehmen eine differenziertere Perspektive ein, indem wir die Interdependenz des Handelns von Regierungs- und Oppositionsparteien beleuchten. Es zeigt sich, dass Regierungsparteien sich an der öffentlichen Meinung orientieren, während dies Parteien in der Opposition nicht tun. Wir verstehen dies als Hinweis darauf, dass Oppositionsparteien sich gezielt von Regierungsparteien absetzen wollen und sich gegenüber der Wählerschaft als ideologisch standfest präsentieren. Zudem beobachten wir in einer Analyse des Verhaltens über Zeit, dass Regierungsparteien mit zunehmender Amtszeit weniger responsiv werden, was wir als Abnutzungs- und Ermüdungserscheinung in der Regierung interpretieren. Drittens, die Modellierung des Zusammenwirkens mehrerer Faktoren, d.h. von Interaktionseffekten, ist die Regel in der quantitativen Forschung über Parteienwettbewerb. Unter Rückgriff auf die jüngere methodische Literatur über Interaktionseffekte zeigen wir auf, dass ideologische Dynamik in zweierlei Hinsicht nicht richtig modelliert wird. Die korrekte Modellierung des Effektes vergangener ideologischer Verschiebungen auf das gegenwärtige ideologische Verhalten führt zu anderen Ergebnissen und somit einer Revision bisheriger Erkenntnisse über Parteienwettbewerb. Zudem haben wir in unserem Projekt methodisches Neuland erschlossen, indem wir eine verbesserte Auswahl von Fällen auf Basis von Regressionsergebnissen vorschlagen sowie Prinzipien zur Verknüpfung von Qualitative Comparative Analysis (QCA) und Prozessanalysen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011): Liberale Parteien zwischen linkem und rechtem Lager, in: Susanne Schüttemeyer (Hg.): Politik im Klimawandel. Keine Macht für gerechte Lösungen? DVPW-Kongressband 2009. Baden-Baden: Nomos, 287-320
    Franzmann, Simon Tobias
 
 

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