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Zwischen den Kulturen - Franz Boas und der transatlantische Wissenstransfer in der Anthropologie, 1885-1925

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 61642532
 
Gegenstand des Projektes ist der Wissenstransfer in der Anthropologie zwischen Deutschland und den USA von 1885 bis 1925. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaftsgeschichte und Kulturtransferforschung wird der Anthropologe Franz Boas (1858–1942), der nach seiner Habilitation in Berlin 1885 in die USA auswanderte, als Mittlerpersönlichkeit untersucht. Anhand exemplarischer Fallstudien zu zentralen Debatten und Institutionen soll die Entstehung der boasianischen Kulturanthropologie als Folge eines transatlantischen Wissenstransfers analysiert werden. Es wird gefragt, wie Franz Boas, gegen den Widerstand der amerikanischen scientific community, als Grenzgänger zwischen deutscher und amerikanischer Wissenschaftskultur sowie zwischen Geistes- und Naturwissenschaft die Kulturanthropologie begründete und an den Universitäten der USA etablierte. Dabei soll insbesondere untersucht werden, welche wissenschaftlichen Theorien und Praktiken, welche Aspekte der deutschen Wissenschaftskultur in die amerikanische Wissenschaftskultur integriert wurden und welche besonders zum Erfolg der Kulturanthropologie beitrugen. Aus den Befunden ergeben sich Einblicke in die Anschlussfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems um 1900 in transnationaler Perspektive. Seine wissenschaftlichen Beziehungen zu Deutschland pflegte Boas intensiv, er war ein in Deutschland stark rezipierter Kritiker der Rassenhygiene und engagierte sich als Präsident der Emergency Society for German & Austrian Science & Art gegen die Isolation deutscher Wissenschaftler nach dem Ersten Weltkrieg. Es soll daher auch untersucht werden, wie Boas, an die liberale anthropologische Tradition anknüpfend, durch die kritische Auseinandersetzung mit der Rassenanthropologie auf die deutsche Anthropologie zurückwirkte. Die Untersuchung geht also nicht einfach von einer Ausgangs- und einer Zielkultur im Wissenstransfer aus, vielmehr will sie die Verflechtungen zwischen den Wissenschaftskulturen und die Folgen für die Herausbildung der Kulturanthropologie beispielhaft herausarbeiten.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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