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Schmerzhandeln und Identitätsmanagement von Kopfschmerzpatienten in der medizinischen Versorgung und in Partnerschaften.
Antragsteller
Professor Dr. Gerd Göckenjan
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung von 2008 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 63956913
Das medizinsoziologische Projekt untersucht Schmerzhandeln chronischer Kopfschmerzpatienten. Schmerzhandeln umfasst alle Formen mit denen Schmerz kommuniziert und so sozial relevant wird. Es ist von dem Sachverhalt auszugehen, dass Schmerzhandeln in der Schmerzversorgung anderen Logiken unterliegt als in Alltagskontexten und daher von Schmerzpatienten Identitätsmanagement gefordert ist. Das Projekt untersucht diese unterschiedlichen, oft konfligierenden Erwartungen und Zumutungen in und zwischen medizinisch-therapeutischen und familialen-partnerschaftlichen Milieus, deren Dynamiken den Pfad in die Schmerzversorgung bestimmen und die Figuration Schmerzpatient konstruieren.Schmerz wird als alltägliches Interaktions- und Verständigungsprojekt aufgefasst. Die Karriere hin zu einem Schmerzpatienten hat ihren Ausgangspunkt im Scheitern der notwendigen Verständigung mit signifikanten anderen, wobei in einem Suchprozess übliche Missempfindungen ganz unterschiedlicher Art in spezielle Arrangements und chronische Schmerzverläufe überführt werden. Die für chronischen Rückenschmerz gut belegte These, dass solche Verläufe weniger von Schmerzen, ihren Intensitäten und Lokalisierungen abhängen, als von den biographischen Umständen und sozialen Lebensverhältnissen der Patienten, soll im Feld der Kopfschmerzversorgung weiter verfolgt werden.Mit teilnehmenden Beobachtungen zur stationären Behandlung von Kopfschmerzen in zwei Einrichtungen der spezialistischen Versorgung und einer Einrichtung der Normalversorgung sowie mit qualitativen Interviews von Patienten, ihren Lebenspartnern und Schmerzbehandlern werden Interaktionen, Einstellungen, Patientenkarrieren und Behandlungsprogramme untersucht. Als konzeptionelle Fortsetzung der laufenden und auf Universitätsstellen fortzusetzenden Untersuchungen zur orthopädischen und geriatrischen Schmerzversorgung wird das kontrastierende Feld „Kopfschmerzen“ dem der „Körperschmerzen“ zur Seite gestellt. Zusammenfassendes Ziel der gesamten Forschungsarbeit ist es, einen empirisch gesicherten Entwurf einer Soziologie der Schmerzversorgung zu präsentieren. Das Design der vorgeschlagenen Kopfschmerzstudie basiert auf der Analytik und Hypothesenstruktur der Körperschmerzstudien, die mit dem neuen Materialbereich überprüft und geschärft werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen