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Der zunehmende Einfluss außeralpiner Steuerungsprozesse auf den Luftverkehr im Alpenraum: Raumwirksamkeit und Verhältnis zum Leitbild der nachhaltigen Verkehrs- und Raumentwicklung

Antragsteller Dr. Tobias Behnen
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2010 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 63977254
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsvorhaben beabsichtigte, am Beispiel des Alpenraums die Raumwirksamkeit der gegenwärtigen Wachstums- und Veränderungsprozesse im Luftverkehr und deren Steuerung zu untersuchen. Die Hypothese, dass die raumbezogenen Wirkungen der Luftverkehrszunahme im Alpenraum in der Summe dem Leitbild der nachhaltigen Verkehrs- und Raumentwicklung widersprechen, hat sich zumindest für die größeren Flughäfen eindeutig bestätigt. Die Hypothese, dass exogene Steuerungsprozesse zunehmend den Luftverkehr im Alpenraum beeinflussen und durch die Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in gleicher Weise nicht nachhaltig sind, konnte für alle Flughäfen verifiziert werden. Die Auswertung der Passagierbefragungen und Expertengespräche, die in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Slowenien durchgeführt wurden, hat dazu beigetragen, das grundsätzliche Verständnis der Chancen und Hemmnisse der Flughäfen und des Flugverkehrs in europäischen Regionen mit Peripheriemerkmalen zu vertiefen. Die Ermittlung der konfliktträchtigen Raumwirksamkeit stellte dabei den wichtigsten wissenschaftlichen Fortschritt dar. Geographisch lässt sich dies an der Lage der Flughäfen in engen Tälern festmachen. Dort treten sie mit anderen Nutzern in intensive Konkurrenz um die Flächen und werden für die dichtbesiedelte Umgebung zum Konfliktobjekt, besonders an Standorten, wo der Skitourismus-Charterverkehr für Belastungsspitzen im Flugbetrieb sorgt. Viele Wintersportler wären ohne das Flugangebot gar nicht in die Alpen gekommen. Problematisch im Linienflugsegment ist hingegen das sich verschärfende Oligopol bei den großen Netzwerk-Fluggesellschaften. Sie sorgen für eine Fremdsteuerung des Angebots von Entscheidungszentralen aus, die weit entfernt vom Alpenraum liegen. Es hat sich gezeigt, dass nicht zuletzt dadurch der Zugang zu Drehkreuzen mit kleinen Flugzeugen von Regionalflughäfen aus und damit Teile des "Hub-and-spoke"-Systems in Frage gestellt werden müssen. Es gab einige Überraschungen im Projektverlauf. Parallel zur Bearbeitung haben sich wichtige Rahmenbedingungen spürbar verändert. So lassen sich mittlerweile aus ökonomischen Gründen sogar Regionalflugzeuge mit bis zu 50 Sitzplätzen kaum noch rentabel betreiben. Dass Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten im Zuge ihres rasanten Wachstums auch den Alpenraum ins Visier nehmen, war nicht absehbar. Bedeutsam für die Substitution des Luftverkehrs ist auch die zunehmende Überlastung von Teilen des Bahnverkehrs in der Schweiz. Unabhängig davon war es erstaunlich, dass sich insbesondere in der Schweiz und in Österreich die relevanten Akteure in den Flughafenregionen aber auch auf der nationalen Ebene oft gut kennen, mit allen Vor- und Nachteilen. Bemerkenswert war zudem, dass Leitungspositionen in der Luftverkehrsbranche mit Ausnahme des Marketings nur von Männern bekleidet werden, während Frauen auf der Kritikerseite überwiegen. Die Anwendungsperspektiven der Ergebnisse beziehen sich auf den politischen und planerischen Umgang mit Regionalflughäfen. Dies gilt insbesondere für jene Räume in der Europäischen Union, die wie der Alpenraum Peripheriemerkmale aufweisen. Luftverkehr lässt sich regulieren, aber dass er sich direkt gestalten lässt, z.B. durch Subventionen, ist eine unrealistische Erwartung, die vielerorts immer noch vorherrscht, aber revidiert werden muss. Vielmehr sollte es auf allen Entscheidungsebenen um die nachhaltige Gestaltung von Verkehrspolitik und Raumentwicklung gehen. Dazu tragen besonders die Förderung der Verkehrswende, eine verbesserte Stakeholder-Kommunikation und eine strengere Überwachung der Beihilferichtlinien der Europäischen Union bei. Durch die Arbeit im Projekt konnte der Antragsteller seine Expertise im zugrunde liegenden Themenfeld "Entwicklungschancen von Regionalflughäfen in Europa" weiter vertiefen und wurde infolgedessen von diversen Medien dazu interviewt (Fernsehen: ZDF/16.1.2014 und NDR/24.10.2011; Radio: SR2-Kulturradio/28.7.2014, NDR1-MV /7.1.2014, NDR-Info/5.8.2013 und NDR-Info/18.2.2013; Tageszeitungen: Lübecker Nachrichten/25.4.2014 und La Tribune/Frankreich/26.4.2013).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2011: Alpine airports as gateways for growing incoming ski tourism: relevance and spatial impacts. In: Borsdorf, A., Stötter J. und Veulliet, E. (Hrsg.), 2011: Managing Alpine Future II - Inspire and drive sustainable mountain regions. Proceedings of the Innsbruck Conference, November 21-23, 2011. (= IGF- Forschungsberichte 4). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Wien. S. 298-308
    Behnen, T.
  • 2012: Touristischer Verkehr als Herausforderung: Ausgewählte Trends aus Tirol und Südtirol. In: Zehrer, A. und Grabmüller A. (Hrsg.). Tourismus 2020+ interdisziplinär - Herausforderungen für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. (= Schriften zu Tourismus und Freizeit, Band 15). Erich Schmidt Verlag. Berlin. S. 215-228
    Behnen, T. und Reeh T.
  • 2013: "Grenzenloser" Luftverkehr im Verhältnis zum Leitbild des nachhaltigen touristischen Verkehrs: Eine sozialempirische Untersuchung des Incoming-Tourismus über den Flughafen Salzburg. In: Thimm, T. (Hrsg.): Tourismus und Grenzen. (= Studien zur Freizeit- und Tourismusforschung, 9). Mannheim. S. 167- 177
    Behnen, T.
  • 2013: Nachhaltiger touristischer Verkehr und Lebensqualität in Fremdenverkehrsräumen: Beispiele aus Tirol und Südtirol. In: Freericks, R. und Brinkmann D. (Hrsg): Lebensqualität durch Nachhaltigkeit. (IFKA- Tagungsdokumentation; 2. Bremer Freizeitkongress). Bremen. S. 331-345
    Behnen, T. und Reeh, T.
 
 

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