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Theorie der Überflusserzeugung und Überflussverteilung am Beispiel Tafeln

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 64181361
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Tafeln sind innerhalb der nationalstaatlichen Grenzen nicht zureichend zu verstehen. Vielmehr erweisen sie sich bei einem Blick über die Grenzen als Teil eines transnationalen Trends in der Entwicklung der Überflussgesellschaften. Sie sind folglich kein räumlich-zeitlich eng begrenztes Phänomen, sondern können vielmehr als Indikator sozialen Wandels betrachtet werden, auch quer zu den nationalen Differenzen sozialer Sicherungssysteme. Ihre Engagementpraxis zeigt die Verfestigung von Ungleichheits- und Ausgrenzungsrelationen in diesen Gesellschaften an. Denn sie stützt sich einerseits auf die systematisch und in großen Mengen hervorgebrachten Überschüsse des Überflusses. Und sie verteilt andererseits diese Überschüsse an diejenigen, die weitgehend vom Zugang zum Überfluss ausgeschlossen sind. Mit der gegenwartsdiagnostischen Deutung der ‚flexibilisierten Überflussgesellschaft’ wird Überfluss mit Armut und Ausgrenzung zusammengedacht. Analytisch lassen sich drei gesellschaftliche Positionen bestimmen, zwischen denen die Ungleichheits- und Ausgrenzungsrelationen abgebildet werden können. Es sind die Positionen des Wählen-könnens, des Wählen-müssens und des Keine-Wahl-habens. Die Tafelaktivitäten sind soziologisch an der gesellschaftlichen Konfliktlinie zwischen Wählen-können/-müssen und Keine-Wahl-haben zu verorten. Das Engagement der Tafeln ist dabei zumindest ambivalent. Während man einerseits die verbreitete Intention unterstellen kann, dass es den Unterstützten besser gehen soll, zeigt die Analyse, dass die Engagementpraxis zum Symptom und zum Teil sogar zum Katalysator gesellschaftlicher Ausgrenzung wird. Denn mehr als zur gesellschaftlichen Integration beizutragen, separiert die gebotene Unterstützung von den Möglichkeiten, die der Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder zur Verfügung stehen. Auch begrenzt Tafelarbeit, trotz des ebenfalls erhobenen Anspruchs gegen die ‚Wegwerfgesellschaft’ aufzutreten, nicht die Überschusserzeugung. Eher legitimiert die soziale Verwendung der Überschüsse sogar deren weitere Hervorbringung auf hohem Niveau.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2010: Procedurality as Methodological Paradigm. Or: Methods as Procedures [44 paragraphs]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 11(1), Art. 14
    Lorenz, Stephan
  • 2010: TafelGesellschaft. Zum neuen Umgang mit Überfluss und Ausgrenzung. Bielefeld: Transcript
    Lorenz, Stephan
  • 2011: Tafeln transnational. Zum Erfolg und Scheitern einer sozialen Bewegung. In: Selke, Stefan/ Maar, Katja (Hg.): Transformation der Tafeln in Deutschland. Aktuelle Diskussionsbeiträge aus Theorie und Praxis der Tafelbewegung. Wiesbaden (VS): 33-49
    Lorenz, Stephan
  • 2012: Tafeln im flexiblen Überfluss. Ambivalenzen sozialen und ökologischen Engagements. Bielefeld: Transcript
    Lorenz, Stephan
 
 

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