Villa in suburbia - Wohn- und Lebensformen des Bürgertums im Berlin des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

• Antragsteller: Professor Dr. Heinz Reif
• Fachliche Zuordnung: Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
• Förderung: Förderung von 2008 bis 2009
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 64447827

Eine interdisziplinäre Forschergruppe des Centers for Metropolitan Studies (CMS) untersucht den komplexen und hoch dynamischen Prozess der Villensuburbanisierung am exemplarischen Beispiel Berlins um 1900. Ausgang war die These des amerikanischen Suburbanisierungsforschers R. Fishman, die Villensiedlungen dieser Zeit an der Peripherie der westeuropäischen Großstädte seien „Denkmäler des Bürgertums“ gewesen. In der Folge wird die Genese dieses Wohnmusters rekonstruiert, das im Laufe des 20. Jahrhunderts in einer Folge von Konjunkturen zunehmend Akzeptanz in nahezu allen Bevölkerungsschichten gewann und die Raumstrukturen der Städte bis heute nachhaltig prägt. Die CMS-Forschergruppe aus historisch arbeitenden Stadt- und Landschaftsplanern, Architekten und Denkmalpflegern, aus Sozial-, Technik- und Kulturhistorikern, integriert im gemeinsamen Zugriff auf diesen Villensiedlungsprozess bisher eher getrennt voneinander verfolgte Perspektiven, Konzepte und Methoden, vereinigt so insbesondere Forschungstraditionen der – eher raumwissenschaftlich betriebenen – Suburbanisierungsforschung, der Architektur-, Stadt- und Landschaftsplanung sowie Städtebaugeschichte, nicht zuletzt aber auch der neueren, historisch-kulturanalytisch vorgehenden Bürgertumsforschung. Im Ergebnis wird die Villensuburbanisierung als extrem vernetztes Geschehen sichtbar und begreifbar, als Produkt einer dynamischen Konfiguration spezifischer Akteure und Ressourcen der Stadtentwicklung, als künstliches Konstrukt einer bürgerlichen Lebensform, als variantenreiche, normativ stark aufgeladene, kooperativ erarbeitete Einheit von Raumgestalt, alltäglichen Lebensweisen und Ordnungsvorstellungen, von geplantem, gebautem, gelebtem und imaginiertem Wohn- und Siedlungsraum an der Peripherie der Stadt, distanziert von der Innenstadt, zugleich aber vielfältig an diese rückgebunden.

• DFG-Verfahren: Publikationsbeihilfen