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Bedingungen und Entwicklungsperspektiven "einfacher" Industriearbeit

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 64673754
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ergebnisse sprechen für eine kritische Reflexion der auf Wissens- und qualifikationsintensive Arbeitsprozesse gerichteten Debatten in der Öffentlichkeit und der sozialwissenschaftlichen Forschung. Industrielle Einfacharbeit erwies sich als ein Beispiel für einen wenig beachteten Arbeitstypus, der ein zentraler Bestandteil der industriellen Produktion und ein wichtiges Betätigungsfeld für gering qualifizierte Erwerbstätige ist. Ein Rückgang der Einfacharbeit in der Industrie in den letzten Jahrzehnten ist unstrittig; der Arbeitstypus erweist sich jedoch keineswegs als Auslaufmodell in einer „high-skill-orientierten Industrieproduktion. Einfacharbeit bildet mit rund einem Viertel der Industriebeschäftigten einen stabilen Sockel der industriellen Produktion, der selbst in der Wirtschaftskrise 2008/2009 nicht nachhaltig ins Wanken geraten ist. Die Kernzonen der industriellen Einfacharbeit finden sich u.a. in der Gummi- und Kunststoffindustrie, dem Emährungsgewerbe sowie den metallerzeugenden und -bearbeitenden Industrien, die z.T. sehr hohe Einfacharbeitsanteile unter den Beschäftigten aufweisen. Bei der Durchführung und Auswertung qualitativer und quantitativer Erhebungen konnten einige bemerkenswerte und z.T. unerwartete Ergebnisse erzielt werden: • Der Vergleich der vorliegenden Breitenerhebungen von Mikrozensus und lAB-Betriebspanel zu den Entwicklungsverläufen von lndustriearbeit insgesamt und Einfacharbeit im Besonderen führt zu einigen bemerkenswerten Ergebnissen. So erwiesen sich die Möglichkeiten der direkten Vergleichbarkeit der Breitenerhebungen und der Angaben im Zeitverlauf als sehr begrenzt. Die Umbrüche in den Wirtschaftszweigen (Stichwort: wirtschaftsstruktureller Wandel) und den Arbeitsverhältnissen (Stichwort: Flexibilisierung) können von den Beschäftigtenstatistiken nur begrenzt eingefangen werden. • Auffällig war des Weiteren die Identifizierung von branchenübergreifenden Kernzonen industrieller Einfacharbelt, die als zentrales Merkmal eines spezifischen Produktions- und Arbeitssystems angesehen werden können. Aller Verlagerungs- und Automatisierungsthesen zum Trotz offenbart sich hier eine besondere Sphäre der industriellen Produktion, die in der Fokussierung auf das deutsche Leitmodell der Qualitätsproduktion wenig Beachtung findet. • In konzeptioneller Hinsicht wurde schließlich deutlich, dass das deutsche Produktionsmodell in seiner Gesamtheit kaum angemessen durch ein homogenes und hegemoniales Produktionssystem beschrieben werden kann. Vielmehr ist von seiner bislang wenig beachteten Heterogenität auszugehen, und es ist die Bedeutung von Systemvariationen vor allem sektoraler aber auch regionaler Art zu betonen. In folgenden allgemeinen Publikationsmedien wurde über das Thema Einfacharbeit berichtet: Das lange Leben der einfachen Jobs. In: VDI Nachrichten, Nr. 12 vom 25. März 2011, S. 5 Hirsch-Kreinsen, Hartmut: Auslaufmodell Einfacharbeit? In: Ruhrwirtschaft (2011) 10/11, IHK Dortmund, S. 12 f. Hirsch-Kreinsen, Hartmut: Wir brauchen auch einfache Arbeiter. In: Die Zeit, Nr. 32 vom 4. August 2011, S. 25 DPA: Forschung: Einfache Arbeit kein Auslaufmodeil. DPA-Meldung vom 6. Juni 2009 Hofinger, Thomas: Kein Auslaufmodell: Einfache Arbeit. In: Blickpunkt Wirtschaft, 8/2009, S. 16 f. Hans-Böckler-Stiftung: Einfache Arbeit am Hightech-Standort. In: Boecklerimpuls, Heft 15/2009, S. 3

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009): Made simple in Germany? Entwicklungsverläufe industrieller Einfacharbeit. In: WSI Mitteilungen, Jg. 62 (11), S. 579-585
    Abel, Jörg, Hirsch-Kreinsen, Hartmut, & Ittermann, Peter
  • (2011): Industrielle Einfachartseit - Stabilität und Perspektiven. In: Hirsch-Kreinsen, Hartmut, zu unterschiedlichen und zum Teil vifldersprüchlichen Erkenntnissen über die Minssen, Heiner (Hg.): Einfacharbeit - Ein vernachlässigter Sektor der Arbeitsforschung. Zeitschrift ARBEIT, Jg. 20 (3), S. 157-172
    Ittennann, Peter, Abel, Jörg, & Dostal, Werner
  • (2012): Industrielle Einfacharbeit. In: Schilcher, Christian, & Will-Zocholl, Mascha (Hg.): Arbeltswelten in Bewegung. Berlin: edition sigma, S. 211-240
    Hirsch-Kreinsen, Hartmut
  • (2012): Industrielle Einfacharbeit: Kern eines sektoralen Produktions- und Arbeitssystems. In: von Alewell, Dorothea & Struck, Olaf (Hg.): Betriebliche Beschäftigungssysteme, Schwerpunktheft Industrielle Beziehungen; Jg. 19 (2), S, 187-210
    Hirsch-Kreinsen, Hartmut, Ittennann, Peter, & Abel, Jörg
 
 

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