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Kommentierte zweisprachige Ausgabe von G. P. Bellori: "Le Vite de' pittori, scultori et architetti moderni", Rom 1672 (inklusive der unveröffentlichten Viten von Carlo Maratta, Guido Reni, Andrea Sacchi)
Antragstellerin
Professorin Dr. Elisabeth Oy-Marra
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 65307771
Die 1672 in Rom erschienene Sammlung von Künstlerbiografien von Giovan Pietro Bellori gehört zu den bedeutendsten Quellenschriften der barocken Kunst und hat die Historiographie bis in unsere Tage nachhaltig beeinflusst. Bereits Julius von SchIosser betonte die europäische Relevanz der Viten. Im Unterschied zu anderen italienischen Künstlerbiographen des 17. Jahrhunderts berücksichtigte Bellori Künstler unterschiedlicher Provenienz und Ausrichtung, unter ihnen auch wichtige nordeuropäische Künstler wie Nicolas Poussin, Peter Paul Rubens und Anton van Dyck. Bellori wandte sich damit von dem vorherrschenden, auf Vasari aufbauenden Modell einer regionalen, diachron aufgebauten Kunstgeschichte ab und begründete ein in der römischen Malerei gipfelndes synchrones Modell einer übernationalen Kunstgeschichte, die dem Erfahrungshorizont der res publica literaria verpflichtet war. Auf hohem, standardisierten sprachlichen Niveau setzte er theoretische Maßstäbe, für die er ältere Positionen modernisierte und so die Voraussetzung für eine analytische Auseinandersetzung mit Kunstwerken schuf. Darüber hinaus sind Belloris Viten speziell für die deutsche Historiographie und Wissenschaftsgeschichte von besonderer Bedeutung, wie die einflussreiche Interpretation der „Idea“ von Panofsky (1924) und ihre Übersetzung von Gerstenberg (1939) zeigen.Die Edition soll 3 Teile umfassen: a) eine Gegenüberstellung von Originaltext und Übersetzung mit erklärenden Fußnoten für ein allgemeines Textverständnis. Vorgesehen ist dabei die Abbildung all jener für das Textverständnis wichtigen, von Belloris eigens beschriebenen Kunstwerk; b) ein Kommentar, der Paragraph für Paragraph Topoi, intertextuelle Verweise sowie Nachrichten über den Verbleib der beschriebenen Bilder nachweist; c) ein Essay zu jedem Künstler, in dem auf die spezifische Auswahl der Werke, Literatur und historiographische Konzepte sowie - wo möglich - die Datierung der Vita eingegangen werden soll. Darüber hinaus soll ein ausführliches Glossar der zentralen Begriffe Belloris erarbeitet werden, das stichwortartig ihre inhaltliche Bedeutung skizziert.Die Ausgabe richtet sich vor allem als Arbeitsinstrument an eine interdisziplinäre Frühneuzeitforschung, soll aber auch für ein interessiertes allgemeines Publikum attraktiv sein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen