Seelenwanderung und literarische Kommunikation. Konjunkturen einer Denkfigur vom 18. bis zum 20. Jahrhundert
Final Report Abstract
Das Projekt hat die Denkfigur der Seelenwanderung in ihren Konjunkturen, ihren Adaptionen und Wandlungen seit der Aufklärung aus wissens-, literatur- und kulturgeschichtlicher Perspektive in den Blick genommen. Dabei zeigte sich eine weitreichende Vervielfältigung, vor allem aber eine Immanentisierung und Naturalisierung des Seelenwanderungskonzepts, das in unterschiedliche (nichtreligiöse) Diskurse Eingang fand und zur Beschreibung natürlicher und kultureller Übertragungs-, Assimilations- und Entwicklungsprozesse eingesetzt wurde. Im Zeichen von Metempsychose und Palingenesie wurden verschiedene Formen der Transgression diskutiert, der Transfer von Bedeutung, die Weitergabe von Traditionen, Erkenntnisvorgänge, intersubjektives Verstehen und psychogenetische Prozesse ebenso wie Fortpflanzungs- und Vererbungsvorgänge oder Identitäts- und Erhaltungszenarien in der Natur. Das Konzept der Seelenwanderung erwies sich mithin als diskursive Schnittstelle, in der naturphilosophische, anthropologische, biologische, mediengeschichtliche, poetologische und literarische Themen und Traditionen, Ideen und Modelle zusammengeführt wurden. Es spielte, so wurde gezeigt, eine aktive Rolle in der Entstehung des allgemeinen Begriffs vom Lebendigen und für die Dynamisierung des Naturbildes im 18. und 19. Jahrhundert wie auch für nachaufklärerische Debatten um die Rolle des Autors, den Stellenwert von Originalität und das Verhältnis von Dichtung und Geschichte. Über den Workshop zur Poetik der Seelenwanderung wurde in der FAZ vom 18.01.2001 berichtet. Der Artikel ist online einsehbar unter http://www.faz.net/frankfurter-allgemeine-zeitung/natur-undwissenschaft/seelenwanderung-als-romantisches-unsterblichkeitsprojekt- 1580604.html.
Publications
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Überlegungen zur Re-Animation von Körpern, Ideen und Geschichte als Denkfigur um 1800. In: Re-Animationen. Szenen des Auf- und Ablebens in Kunst, Literatur und Geschichtsschreibung. Hrsg. v. Ulrike Hanstein u. a. Wien, Köln, Weimar: Böhlau, 2012, S. 77–91
Martin Hense
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„eine Palingenesie und Metempsychose […] ehemals fremder, jetzt eigner Gedanken“. Seelenwanderungsbegriffe in Philosophie und Literatur des 18. Jahrhunderts. Dissertation, Freie Universität Berlin, 2012
Martin Hense