Repeated Causal Decision Making
Final Report Abstract
Viele Entscheidungen, die wir wiederholt treffen, beziehen sich auf kausale Systeme. Hierzu gehören zum Beispiel unser Organismus, den wir durch Nahrung, Bewegung und Medikamente kausal beeinflussen, und technische Systeme wie Computer. Viele psychologische Lern- und Entscheidungstheorien beschreiben den Erwerb und die Nutzung von Wissen bei wiederholten Entscheidungen. Interessanterweise geht die überwiegende Mehrheit dieser Theorien davon aus, dass kein spezifisch kausales Wissen erlernt und verwendet wird. Stattdessen wird angenommen, dass etwas über die Zusammenhänge zwischen Handlungen, den darauf folgenden Ereignissen und/oder dem daraus resultierendem Nutzen gelernt wird. Dagegen nehmen kausale Entscheidungstheorien an, dass durch den wiederholten Umgang mit einem kausalen System und die Beobachtung der Auswirkungen von Handlungen etwas über die Kausalzusammenhänge innerhalb des Systems gelernt wird. Das kausale Wissen hat den Vorteil, dass es die Beurteilung von neuen, noch nie gesehenen Handlungsoptionen sowie von Veränderungen des kausalen Systems auf die Effektivität von Handlungen erlaubt. Ziel des Projektes war es herauszufinden, welches Wissen Personen durch wiederholte Entscheidungen in Bezug auf ein Kausalsystem erwerben. Die Vermutung war, dass Personen die Entscheidungssituation in Form eines Kausalmodells repräsentieren, welches ihnen ermöglicht, die Folgen verschiedener Handlungen und von Veränderungen in der Entscheidungssituation zu simulieren. Sie sollten dies tun, auch wenn ihr Ziel lediglich ist, den Nutzen ihrer Entscheidungen zu maximieren oder einen bestimmten Zielzustand zu erreichen. Des Weiteren wurde vermutet, dass der Erwerb von Kausalmodellen davon abhängt, in wie weit die Beobachtungen valide Hinweise auf die zu Grunde liegende Kausalstruktur liefern. Die Hypothesen wurden in einer Vielzahl von Studien mit unterschiedlichen experimentellen Paradigmen untersucht. Dabei wurden sowohl statische Kausalsysteme, welche sich ohne Intervention von außen nicht verändern, als auch dynamische Systeme, die sich autonom verändern, betrachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass Personen dazu tendieren eine kausale Repräsentation der Entscheidungssituation aufzubauen und diese zu nutzen, um auf Veränderungen des Entscheidungsproblems adaptiv zu reagieren. Auch die Bedeutung von Hinweisen, welche die Kausalstruktur anzeigen, konnte nachgewiesen werden. Mehr Personen verwendeten nicht-kausale Lern- und Entscheidungsstrategien, wenn entsprechende Hinweise fehlten, die beobachten Folgen mehrdeutig waren oder den ursprünglichen Vermutungen widersprachen. Die Befunde können helfen kausales Denken bei wiederholten Entscheidungen in der Praxis besser zu verstehen. Beispielsweise nutzen Psychotherapeuten entgegen den Vorgaben von Manualen kausale Annahmen bei der Diagnosestellung und der Entscheidung über Interventionen. Die kausalen Annahmen unterscheiden sich aber auch bei sehr erfahrenen Therapeuten erheblich voneinander, wodurch es zu Ungleichbehandlungen von Patienten kommen kann. Die vorliegende Forschung liefert Erklärungen, wie diese Unterschiede entstehen können, und bietet damit Ansatzpunkte für Trainingsmaßnahmen.
Publications
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