Detailseite
Projekt Druckansicht

Kognitive und kortikale Korrelate und computationale Modellierung der Überzeugungsrevision beim räumlichen Schließen

Fachliche Zuordnung Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Förderung Förderung von 2008 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 68175591
 
Menschen müssen ihre Überzeugungen häufig ändern, wenn sie mit nicht zu vereinbarenden Fakten konfrontiert werden. Sie müssen entscheiden, welchen Teil ihrer bisherigen Überzeugungen sie beibehalten und welchen sie aufgeben. Dieses Problem wurde bisher nur außerhalb der räumlichen Domäne untersucht. Dieses neue Forschungsgebiet der räumlichen Überzeugungsrevision haben wir in der ersten Projektperiode etabliert und konnten zeigen, dass (1) räumliche Überzeugungen aus der Repräsentation und Inspektion mentaler Modelle resultieren; (2) Menschen so lange an ihren Überzeugungen festhalten, wie sie mit dem Modell vereinbar sind; (3) alternative Modelle auf einer Variation des ursprünglichen Modells basieren; (4) Menschen „minimale Änderungen" an dem ursprünglichen Modell vornehmen; (5) dass in den meisten Fällen das zu-lokalisierende Objekt in einem Modell relokalisiert wird, während die Referenzobjekte der Aussagen am ursprünglichen Ort verbleiben. Wir haben ein computationales Model entwickelt, das die meisten experimentellen Befunde rekonstruiert und führen derzeit bildgebende Studien durch, in welchen wir dieselben experimentellen Paradigmen einsetzen, um die neuronale Grundlage von Überzeugungsrevision zu untersuchen. In der zweiten Projektperiode wollen wir die Arbeit an räumlicher Überzeugungsrevision fortsetzen und unsere Forschung erweitern, indem wir Aspekte von „verkörperter" Kognition, Einflüsse von Sprache und Effekte des Präsentationsformats sowie Multimodalität mit einbeziehen. Die vordergründige Forschungsfrage wird sein, (1) wie mentale Modelle bei der Überzeugungsrevision in perzeptuelle, motorische oder haptische Erfahrung eingebettet sind, (2) wie verschiedene grammatische Strukturen von Sätzen, die räumliche Anordnungen beschreiben, sowohl das Beibehalten von Überzeugungen, als auch die Revision von Modellen und Überzeugungen beeinflussen, (3) wie modalitätsspezifische und amodale räumliche Repräsentationen revidiert werden, und (4) wie Menschen mit „Pseudo-lnkonsistenz" umgehen: in diesen Fällen wird eine Anordnung als inkonsistent eingeschätzt, weil mögliche konsistente Interpretationen der Prämissen schwer zu bilden sind. Wie im ersten Förderungszeitraum werden wir wieder kognitive Experimente, funktionale Bildgebung und computationale Modellierung systematisch kombinieren. Das Ergebnis des Projekts wird die erste elaborierte kognitive Theorie räumlicher Überzeugungsrevision sein, die erklärt, wie mentale Modelle kognitiv revidiert werden, wie diese Prozesse algorithmisch implementiert sind und wie sie im menschlichen Gehirn realisiert sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Bernhard Nebel
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung