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Alfred Messel (22.07.1853 - 24.03.1909) Neuerer und Begründer der Moderne in Zeiten des Umbruchs

Antragsteller Dr. Hans-Dieter Nägelke
Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 68994901
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das vom Architekturmuseum gemeinsam mit den Fachgebieten Bau- und Stadtbaugeschichte und Architekturtheorie durchgeführte Projekt „Alfred Messel (22.7.1853–24.3.1909). Neuerer und Begründer der Moderne in Zeiten des Umbruchs“ zielte auf die Neubewertung des im Paradigmenwechsel der Moderne, durch das Dritte Reich und den Verlust an Bausubstanz nahezu vergessenen Architekten. Auf Grundlage des erhaltenen Quellenmaterials, der (dünnen) Forschungslage und einer Analyse der erhaltenen Bauten wurden sein Werk neu geordnet, in Beziehung zu seiner Zeit gesetzt und durch zwei Publikationen und zwei Ausstellungen der Fach- wie auch der breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Messel wurde, wenn er denn gelegentlich in Überblickswerken zur Architekturgeschichte auftauchte, gerne zur Gründungsfigur einer Moderne gemacht, die allerdings einen anderen Weg nahm und ihn deshalb rasch hinter sich lassen konnte. Nach Herkunft, Ausbildung und Werk war Messel fest der Entwurfstradition des akademischen Historismus verbunden. Geschichte blieb ihm vom ersten bis zu letzten Entwurf die wichtigste Richtschnur. Allerdings gelang ihm anders als vielen seiner zu Recht als inhaltslos kritisierten Kollegen eine lebendige und immer wieder neu auf den Zweck bezogene Geschichtsrezeption. Aus dieser Perspektive betrachtet, war Messels Wertheimfassade an der Leipziger Straße nicht deshalb modern, weil sie das Reduktionsdogma der späteren Moderne vorweg nahm, sondern weil sie historische Vorbilder wie die Gotik für eine neue Funktion interpretierte. Der zehn Jahre später entstandene Eckbau zum Leipziger Platz braucht deshalb auch nicht als Rückschritt gewertet werden, sondern lenkt die Interpretation nicht zuletzt unter städtebaulichen Aspekten in ein andere Richtung - auch das war modern, konnte aber in der Differenzierung seiner Gestaltung einer Vereinfachung wünschenden Rezeption nicht genügen. Messel wurde von seinen Zeitgenossen als „Vollender des Eklektizismus“ (August Endell) gerühmt. Diese Deutung konnte aufgrund der Abwertung des Historismus durch die Architekturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts lange Zeit nicht mehr verstanden werden. Mit der Neubewertung der Architektur des neunzehnten Jahrhunderts kann nun auch Messel differenzierte betrachtet werden: Als außerordentlich qualitätvoller Architekt, der den Entwurfsapparat des Historismus wie kein anderer auszuschöpfen wusste, zugleich aber immer wieder zu Lösungen gelangte, die nach vorne strebten und der nachfolgenden Generation wichtige Impulse vermittelten. Das Werk Mies van der Rohes, der Messel noch in einem Interview kurz vor seinem Tod als einen seiner Lehrmeister bezeichnete, steht exemplarisch dafür, wie Messels Qualitäten sich auch jenseits der Frage stilistischer Bindungen als Haltung innerhalb der sogenannten klassischen Moderne fortsetzen konnten. Mit seinem Kolloquium, der Werkschau mit Ausstellungskatalog und dem Architekturführer zu Messels erhaltenen Bauten konnte das Projekt Messels Qualitäten, seine Stellung in seiner Zeit, seine Wirkung und nicht zuletzt seine Bedeutung heute erfolgreich vermitteln.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Alfred Messel (1853-1909). Visionär der Großstadt, München 2009
    Elke Blauert, Robert Habel und Hans-Dieter Nägelke
  • Alfred Messel (1853-1909). Ein Führer zu seinen Bauten, Kiel 2010
    Artur Gärtner, Robert Habel und Hans-Dieter Nägelke
 
 

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