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Kalter Krieg in Deutschland. Die KPD im deutsch-deutschen Systemkonflikt 1949-1968.

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 69199655
 
Der Gegenstand des Forschungsprojekts wurde im Erstantrag wie folgt beschrieben: Der Kalte Krieg war nicht nur ein internationales und zwischenstaatliches, sondern auch ein innergesellschaftliches Geschehen. Diplomatiegeschichtlich ist er bereits gut erforscht, gesellschaftsgeschichtlich nicht. In der internationalen Forschung zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab, der die Bedeutung der einzelnen Länder und die Innenseite des Kalten Krieges stärker betont. Die Frontlinie des Kalten Krieges verlief mitten durch Deutschland. Der deutsch-deutsche Systemkonflikt bietet sich daher in besonderer Weise für eine Vergleichs- und beziehungsgeschichtliche Analyse der Innenseite des Kalten Krieges an.Im Schnittpunkt der verschiedenen internationalen, nationalen und gesellschaftlichen Konfliktlinien stand die KPD, vom Osten gesteuert, im Westen verfolgt. Dadurch erhielt sie ihre besondere Bedeutung im deutsch-deutschen Systemkonflikt: als Instrument ideologischer, politischer und kultureller Distanzierung vom jeweils anderen System. Während die DDR diesen Konflikt mit Mitteln des Klassenkampfes schürte und steuerte, führte die Bundesrepublik die Auseinandersetzung vor allem mit rechtsförmigen Mitteln. In Westdeutschland wurden mehr als 125.000 Strafverfahren wegen kommunistischer Betätigung eingeleitet.Dem Projekt liegen reiche, teilweise bislang nicht zugängliche Quellenbestände in Bundes- und Landesarchiven zu Grunde. Mit Blick auf die zentrale Fragestellung stehen vier Felder im Vordergrund: 1. die weltpolitische Dimension im Kontext des Kalten Krieges und der Einbindung der beiden deutschen Staaten in die beiden politischen Welthälften; 2. die innerdeutsche Dimension im Kontext der Abgrenzungs- und Rivalitätspolitik zwischen beiden deutschen Staaten; 3. die innenpolitische Funktionalisierung im Zuge der antitotalitären und antifaschistischen Selbstlegitimation der beiden deutschen Staaten; 4. die Liberalisierung der westdeutschen Gesellschaft und die deutsch-deutsche Verständigung über die Nicht- Wiederzulassung der KPD und Neugründung der DKP im Zuge der neuen Deutschland- und Ostpolitik.Im Verlaufe der Forschungen hat sich gezeigt, dass mit diesem Projekt zum einen ein thematisch weiteres und erheblich vielfältigeres Feld eröffnet wurde als zunächst aufgrund der Forschungsstandes anzunehmen. Die umgrenzte und überschaubare Thematik „KPD“ entpuppte sich nämlich als Schlüssel zu einer Geschichte des Kalten Krieges in Deutschland, dessen Ausmaße und Formen bislang nicht bekannt waren. Das bezieht sich vor allem auf die westdeutsche Seite. Größenordnung und politische Bedeutung des Kampfes der Bundesbehörden gegen die KPD, das Ausmaß der illegalen Praktiken, insbesondere die millionenfache Postzensur und –Zerstörung, die Kooperation von Geheimdiensten mit den obersten Gerichten, die Verfolgungspraxis nach dem KPD-Urteil, die mit 125.000 Verfahren (bei 70.000 KPD-Mitgliedern) die gleiche Größenordnung wie gegen NS-Verbrecher erreichte – aber auch die systematische Steuerung der KPD durch die SED, Intensität und Radikalität des Kampfes der DDR gegen den westdeutschen Staat: All das hat zu einer neuen Konturierung und Ausweitung der Thematik geführt. Hinzu kommt, dass bei diesen Recherchen in den ersten 16 Monaten des Projekts eine Praxis der umfänglichen VS-Stempelung von Akten der Bundesministerien sowie der systematischen Zurückhaltung ihrer Bestände zutage trat, die den Bearbeiter, Prof. Dr. Foschepoth, monatelang in Atem hielt, aber immerhin zu einer öffentlichen Diskussion und schließlich zu einem Kabinettsbeschluss der Bundesregierung führte, welche die Zugänglichmachung der bundesdeutschen Geheimakten zumindest langfristig erleichtern wird.Um die erweiterte Thematik bearbeiten und die neu aufgetauchten bzw. erstmals freigegebenen Akten einsehen zu können, beantragen wir daher die Förderung des Forschungsprojekts „Kalter Krieg in Deutschland. Die KPD im deutsch-deutschen Systemkonflikt (1949- 1968)" um weitere zwei Jahre zu verlängern und zu bewilligen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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