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Gerechtigkeit und Gehorsam. Politische Bindungskonzepte im französisch-burgundischen Spätmittelalter
Antragstellerin
Professorin Dr. Petra Schulte
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 69588000
Unter Rückgriff auf das Schlagwort "Jedem das Seine" (lat. suum cuique, mittelfranz. a chascun le sien) wurden im französisch-burgundischen Spätmittelalter Voraussetzungen, Ausprägungen und Grenzen des Wechselspiels von Gerechtigkeit und Gehorsam diskutiert. Obwohl die Ideen bis weit in die Neuzeit wirkten, stellt ihre systematische Untersuchung ein Forschungsdesiderat dar. Es bietet sich nicht nur vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftspolitischer Debatten an, diese Lücke zu füllen, sondern erscheint angesichts einer Vielzahl an zum Teil noch unedierten Traktaten zudem als sehr ertragreich. Die Forderung a chascun le sien beinhaltete die Vorstellung der egalitären Gleichheit in Bezug auf die Richtlinien ethisch-moralischen Handelns und den Schutz des Eigentums, legitimierte gleichzeitig aber auch die Monarchie und die ständisch differenzierte Gesellschaft. Die Liebe, die Wahrhaftigkeit, die Aufrichtigkeit und das Vertrauen sind im Kontext der Gerechtigkeit ebenso zu berücksichtigen wie der Gehorsam der Untertanen und die Pflichten des Souveräns: die Gesetzgebung, die Rechtsprechung, die Sicherung des Vertragswesens, die Verteilung von Ämtern, Ehren und Gütern sowie die Entlohnung von Diensten. Den Widerhall dieser Ideen in den Fürstenspiegeln und Tugendlehren nachzuzeichnen, ihre Entwicklung in der Theologie, Philosophie und Jurisprudenz zu skizzieren und den Umgang mit ihnen in der politischen Kommunikation zu verfolgen, ist das Anliegen des Projekts. Die Analyse schließt den Blick auf die Vorwürfe des Majestätsverbrechens bzw. der ungerechten Herrschaft mit ein.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen