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Archäologie im politischen Diskurs. Ethnische Interpretationen prähistorischer Bodendenkmale in Sachsen, Böhmen und Schlesien zwischen 1918 und 1989

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 70061620
 
Eine Untersuchung zur Wirkungsgeschichte historischer Narrative erfordert interdisziplinäre Fragestellungen und die eng verzahnte Kooperation von Zeitgeschichte und Ur- und Frühgeschichte. Archäologen gründeten auf Bodenfunden Voraussetzungen und Annahmen, die zu einer Beschreibung ethnisch definierter Bevölkerungsgruppen auf der Basis archäologisch überlieferter Sachkultur zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Räumen führten. Das axiomatisch gebrauchte Paradigma der ethnischen Deutung spielte bei der Bewertung von Volksund Kulturlandschaften seit Beginn des Denkens in nationalstaatlichen Kategorien - und nicht erst zur Zeit des Nationalsozialismus - eine entscheidende Rolle. Ethnische Interpretationen der Ur- und Frühgeschichte waren eine Schnittstelle im geisteswissenschaftlichen Diskurs, an denen sich auch Landesgeschichte, Volks- und Rassenkunde sowie Geographie beteiligten. Die besondere Funktion der historischen Länder Schlesien, Böhmen und Sachsen bei der Erforschung von deutscher Ostkolonisation und slawischer Siedlung besteht in ihrer Lage als mitteleuropäische Grenzregionen. Entlang der politischen Grenzen gewannen regionale Identitäten, ihre Schnittmengen, Überschichtungen und Abstoßungen schärfere Konturen als im binnenländischen Milieu. Das Projekt erforscht Zwecke und Ziele einer ideologischen Instrumentalisierung der Archäologie in dieser mitteleuropäischen Grenzregion im Spannungsfeld von wissenschaftlichen Fachinteressen und politischen Absichten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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