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Gruppe III-Nitride als Substratmaterial für bioelektronische Anwendungen

Fachliche Zuordnung Experimentelle Physik der kondensierten Materie
Förderung Förderung von 2008 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 70694089
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des durchgeführten Projektes wurden zunächst bioelektronische Bauelemente basierend auf AlGaN/GaN Feldeffekttransistoren mit Elektrolyt-Gatekontakt (SGFETs) untersucht. Als Grundlage für jede Anwendung derartiger Bauelemente in der Bioelektronik wurde zunächst der Immobilisierungsprozess für funktionale Biomoleküle – in den hier untersuchten Anwendungen für Enzyme – untersucht und optimiert, wobei die Stabilität und Reproduzierbarkeit des Prozesses und damit der resultierenden bioelektronischen Bauelemente im Vordergrund standen. Als Ursache für die beobachtete Photoinstabilität der ersten chemischen Funktionalisierungsschicht – einer selbstassemblierten Alkylsilan-Monolage auf GaN-Oberflächen – wurde überraschend eine photokatalytische Spaltung des Silanmoleküls durch die Rekombination eines photogenerierten Loches aus dem GaN-Substrat mit einem Bindungselektron aus dem HOMO des Silanmoleküls identifiziert. Voraussetzung dafür ist eine Aufwärts-Oberflächenbandverbiegung, wie sie in n-Typ Halbleitern vorliegt, und die spezielle Position der GaN-Valenzbandkante, die nahezu resonant zum HOMO der Alkylsilane liegt. Der photokatalytische Degradationsprozess wurde daher auf p-Typ GaN oder auf n-Typ Siliziumkarbid, dessen Valenzbandkante energetisch höher liegt, nicht beobachtet. Nach einer Optimierung des Funktionalisierungsprozesses konnten Enzym-modifizierte SGFETs (EnFETs) durch Immobilisierung der Enzyme Penicillinase (PenFET) oder Acetylcholinesterase (AcFETs) hergestellt werden, deren hohe Stabilität und Reproduzierbarkeit es ermöglichten, erstmals über eine Reihe unterschiedlicher Messserien das Verhalten von PenFETs und AcFETs mit Hilfe eines quantitativen dynamischen Modells auszuwerten und Modellparameter für die immobilisierte Enzymschicht zu bestimmen und zu vergleichen. Mit den präparierten AcFETs gelang es darüber hinaus, die Ausschüttung des Neurotransmitter Acetylcholin durch myenterische Neuronen, die auf der funktionalisierten Gate-Oberfläche kultiviert wurden, nachzuweisen. In der zweiten Phase des Projektes konnte nachgewiesen werden, dass die Photolumineszenz-(PL-)Eigenschaften von GaN- und InGaN-Nanostrukturen (Quantenpunkte und Nanodrähte) in wässrigen Lösungen eine sehr hohe Empfindlichkeit bezüglich einer Änderung der elektrochemischen Umgebung aufweisen. So wurde abweichend vom ursprünglichen Arbeitsplan die PL-Charakteristik dieser nanophotonischen Sonden in wässrigen Elektrolyten erstmals systematisch untersucht. Durch Deposition auf einem leitenden Substrat kann mittels Applikation eines definierten elektrochemischen Potentials ein elektrochemischer Arbeitspunkt eingestellt werden, der eine Optimierung der Empfindlichkeit und eine Unterdrückung photoelektrochemischer Degradationsprozesse erlaubt. Die zugrunde liegenden Prozesse wurden im Rahmen eines elektrochemischen Modells erklärt und konnten experimentell verifiziert werden. Es konnte insbesondere gezeigt werden, dass die Verwendung von InGaN/GaN Nanodraht-Heterostrukturen die ortsaufgelöste dynamische Darstellung bio- und elektrochemischer Prozesse in einer Standard-Mikroskopumgebung ermöglicht und somit eine Technologie mit Anwendungspotential in der medizinischen Diagnostik und Analytik darstellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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