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MfS und "Ausreiser" in den 70er und 80er Jahren. Eine mikrohistorische Vergleichsstudie im Kreis Halberstadt

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 73090554
 
Das Begehren von DDR-Bürgern, das Land verlassen zu wollen, blieb immer eine existenzielle Herausforderung für die Partei- und Staatsführung. Es charakterisiert die DDR zugleich als „geschlossene Gesellschaft , in der sich die „Landeskinder diversen Grenzziehungen gegenübersahen, sich mit ihnen arrangierten, sie akzeptierten, ablehnten oder zu durchbrechen suchten. Eine Art und Weise der Grenzüberschreitung, welche angesichts der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte durch die Regierung seit Mitte der 70er Jahre von immer mehr Menschen einer riskanteren Flucht vorgezogen wurde, war die „Antragstellung auf Ausreise aus der DDR . Das Projekt richtet seine Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im lokalen Raum, auf die alltäglichen Verästelungen von Repression, „Rückgewinnung und Isolation der Antragsteller in den 70er und 80er Jahren in Halberstadt und Potsdam. Es wird einerseits nach der Herrschaftspraxis im territorialen „Mikrokosmos der Macht gefragt, namentlich nach der des MfS, nach dem Umgang der lokalen Funktionäre mit den Antragstellern, andererseits nach dem Typus des „Ausreisers , seiner Herkunft, Sozialisation, seinen kulturellen Prägungen und Motiven für die Ausreise sowie nach dem gesellschaftlichen Umfeld, der sogenannten Mehrheitsgesellschaft, und deren Verhältnis zur antragstellenden Minderheit. Das Projekt versteht sich als Beitrag, die Verhältnisse in der DDR als Herrschaftsverhältnisse im lokalen Raum zwischen 1975 und 1989 differenziert zu erfassen und „Herrschaft als soziale Praxis im Verhalten von Menschen kenntlich zu machen. Mit dem sozialen Umfeld der Antragsteller, in welchem die verschiedensten konkreten Verhaltensweisen aufeinander trafen, lassen sich beispielhaft Fragen nach dem Leben in der DDR, den Bindungskräften und den Instabilitäten aufwerfen, nach der Bedeutung von angepasstem und unangepasstem Leben für den Bestand der DDR sowie nach den Ursachen für deren zunehmende Ineffektivität und Erosion, welche schließlich den Untergang beschleunigten. Das Projekt ist ein Kooperationsvorhaben mit der im Forschungsbereich der BStU entwickelten Regionalstudie im Kreis Halberstadt zu „Herrschaft und Alltag im Staatssozialismus . In einem zweiten Schritt wird ein Vergleich mit der Bezirksstadt Potsdam vorgenommen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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