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Künstlertum als paradigmatisches Schwellenphänomen. Zur Konstruktion moderner Konzeptionen künstlerischer Kreativität um 1900
Antragstellerin
Professorin Dr. Magdalena Bushart, seit 11/2013
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2008 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 74013535
Das Forschungsprojekt untersucht die diskursive Konstruktion moderner Konzepte des Künstlertums als eines Schwellenphänomens zwischen „seelischem Ausdruck", „Wahn", „Trieb", „Mediumismus" und „Normalität", exemplarisch bezogen auf die Metropole Berlin. Gefragt wird, wie die seit der Antike geläufige Koppelung der künstlerischen Schöpferkraft an das Temperament der Melancholie, die durch Schopenhauer zu einer Verbindung von „Genie und Wahnsinn" abgewandelt wurde, um 1900 aktualisiert und in Konzeptionen der künstlerischen Kreativität transformiert wird. Diese können als Produkt eines psychischen Schwellenraums begriffen werden, welchem aufgrund seiner Zwischenstellung zwischen Krankheit und Gesundheit, Kontrolle und Kontrollverlust, Übersinnlichem und Sinnlichem besondere ästhetische Potenz zugeschrieben wird. Der Künstler wird dabei als Typus gesehen, der den Schwellencharakter moderner Subjektivität exemplarisch verkörpert, Im Zentrum des Interesses steht die Interdependenz von medizinisch-psychiatrischer Literatur, Kunstliteratur (Kritiken, Künstlermonographien und kunstwissenschaftliche Forschung) sowie literarischen und künstlerischen Selbstdeutungen bzw. -Inszenierungen von Berliner Künstlern im Zeitraum zwischen 1870 und 1930. Die Analyse zielt darauf ab, den Transformationsprozess älterer Topoi in modernen Konzeptionen des Künstlertums zu erhellen. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei die widersprüchliche (positive wie antithetische) Ausrichtung des künstlerischen Selbstverständnisses auf die moderne Metropole mit ihren sozialen und sozialpsychologischen Spezifika. Zugleich soll damit die diskursive Vorgeschichte von Phänomenen wie der begeisterten Rezeption der Prinzhornsammlung durch moderne Künstler einerseits und der Entartungskampagne gegen moderne Kunst durch den Nationalsozialismus andererseits erhellt werden.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. Adrian von Buttlar, bis 11/2013