Investitionsanreize in Allokationsproblemen mit unvollständiger Transferierbarkeit
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die effiziente Zuordnung von Individuen in Firmen, Schulen, soziale Gruppen, etc. ist ein zentrales ökonomisches Problem. Dabei ist zu beachten, inwieweit die Individuen sich gegenseitig (z.B. durch Ausgleichszahlungen) kompensieren, also Nutzen transferieren können, da dies bekanntermaßen die Qualität der Marktallokation beeinflusst. Es stellt sich die Frage, welche Anreize die Marktallokation eines Zuordnungsproblems mit beschränkter Transferierbarkeit für Investitionen vor Marktzutritt schafft. Mein Projekt widmet sich der theoretischen Analyse dieses Problems, das zudem von erheblicher praktischer Relevanz ist, unter anderem für das Design von Zugangsmechanismen zu Schulen und Hochschulen oder bestimmter Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Ein erstes Ergebnis der theoretischen Analyse ist, dass Marktimperfektionen im Sinne beschränkter Transferierbarkeit Investitionsanreize tatsächlich verzerren. Insbesondere kann die Entartung einer ineffizienten Zuordnung auf dem Markt, gekennzeichnet durch übermäßige Segregation, gleichzeitig zu Überinvestitton bei Individuen führen, die durch ihre (z.B. sozio-ökonomischen) Attribute privilegiert sind, während unterprivilegierte Individuen zu wenig investieren. Dies kann zu permanenter Exklusion sozialer Gruppen und wachsender Polarisierung der Gesellschaft führen. Eine Politikmaßnahme zur Korrektur einer suboptimalen Allokation ist die Umverteilung von Individuen, d.h. ein Eingriff in die Marktzuordnung von Individuen zueinander in Firmen, Schulen, etc. Beispiele sind affirmative action und Wiedereingliederungsprogramme für Arbeitslose mit mangelhafter Ausbildung. Betrachtet werden zunächst Umverteilungen, die auf Investitionsergebnisse oder unveränderliche Attribute konditionieren. Erstere Art der Umverteilung erreicht eine effiziente Zuordnung von Individuen, leidet aber unter adversen Anreizeffekten, da mangelnde Investition von der Maßnahme kompensiert wird. Attributbasierte Umverteilung generiert adäquatere Investitionsanreize, löst aber das Zuordnungsproblem nur unvollständig. In einer dynamischen Version des Modells, in denen Individuen einander wiederholt auf Märkten zugeordnet werden (z.B. erst in Schulen und dann in Firmen), ergibt die Analyse, dass sich Umverteilungsinstrumente, die in verschiedenen Stufen eingesetzt werden, gegenseitig negativ beeinflussen und die Allokation sogar verschlechtern können. Vorteilhaft erscheint der Einsatz von Mechanismen, die entweder in der ersten Stufe auf individuelle Attribute kondittonieren (Schulintegration), oder die auf der zweiten Stufe auf die Schulwahl in der ersten Stufe konditionieren. Einen solchen schulbasierten Mechanismus kann man in der Realität zum Beispiel beim Hochschulzugang in einigen Bundesstaaten der USA beobachten. Die Forschungsergebnisse können so beitragen zur aktuellen Diskussion über die Wirksamkeit dieses Instrumentes, die Effekte auf frühere Entscheidungen wie die Wahl der Schule generell ignoriert. Dabei bietet es sich an, die theoretischen Implikationen der Politikmaßnahme in einer Folgeuntersuchung empirisch zu überprüfen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2009. „Mismatch, Rematch, and Investment", lED Discussion Paper 189, Boston University
Gall, T., P. Legros und A.F. Newman