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Agrarkrise, Strukturwandel und bäuerliche Handlungsstrategien in Nordtogo. Zur lokalen Dimension von Weltmarkt, Staat und Haushalt in einer ländlich-peripheren Region Westafrikas

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 75077084
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Nordtogo durchlebt gegenwärtig eine latente Strukturkrise als Folge unzureichender staatlicher Präsenz und resultierendem Verfall öffentlicher Infrastruktur, die zu tiefgreifenden Veränderungen der Agrarsysteme, Anbaupraktiken, Livelihood-Strategien und Lokalgesellschaften führt. Besonders augenfällig sind hierbei die Folgen des phasenweise lukrativen Baumwollanbaus und der erfolgreichen Emanzipationsbemühungen der jungen Männer. Aus evolutionsökonomischer Sicht kann konstatiert werden, dass durch diese Prozesse die Entwicklungspfade des Gesellschaftssystems, des Agrarsystems und der ökonomischen Strategien deutlich verändert und verengt wurden (Lockin). Die pfadtheoretische Perspektive verdeutlicht somit einerseits die aktuellen Problemlagen und verortet sie andererseits in ihrem historischen Kontext, der auch bei entwicklungspolitischen Maßnahmen berücksichtigt werden muss. Das Konzept der agrarsozialen Entwicklungspfade ermöglicht eine strukturierte Langzeitanalyse der Entwicklung afrikanischer Agrarsysteme und Lokalgesellschaften und unterstreicht die enge Verzahnung von Wirtschaft und Gesellschaft. Hieraus resultiert für die Geographische Entwicklungsforschung die Notwendigkeit, sich nicht nur stärker mit ethnologischen und soziologischen Theorien des sozialen Wandels zu beschäftigen, wie dies im Forschungsprojekt am Beispiel der Neuen Institutionellen Anthropologie und Verhandlungsmachttheorie exemplifiziert wurde. Das Konzept der agrar-sozialen Entwicklungspfade zeigt auch, dass evolutionsökonomische Ansätze prinzipiell auf afrikanische Kontexte übertragen werden können. Gleichzeitig wird jedoch deutlich, dass die gegenwärtig in der Wirtschaftsgeographie diskutierten Fragestellungen zu den Themen Entwicklungspfade und Pfadabhängigkeit für ländlich-lokale afrikanische Themen nur eine geringe Relevanz haben. Daher empfiehlt sich zunächst ein vorwiegend metaphorischer Gebrauch solcher theoretischer Konzepte. Ansatzpunkte für eine Zusammenführung der bisherigen wirtschaftsgeographischen und der im Rahmen des Projekts erarbeiteten afrikanistischen Ansätze könnten sich jedoch im Kontext der z. B. von Born (2011) angeregten Übertragung pfadtheoretischer Konzepte auf ländliche Regionen in Industrieländern ergeben. Methodologisch hat das Forschungsprojekt gezeigt, dass empirsche Feldforschung mit standardisierten Fragebögen und die Verwendung bzw. Interpretation der erhobenen Daten nur in sehr engen Kontexten möglich und sinnvoll ist, um zu zeitaufwendige Bearbeitungen zu limitieren. In diesem Zusammenhang ist allerdings auch die unbedingte Gleichzeitigkeit eines qualitativen und quantitativen Methodenmixes zu betonen, da ansonsten das erhebliche Risiko einer selbstreferenziellen Beschreibung der selbst erzeugten Daten, ohne Rückbezug auf die hinter den erhobenen Daten stehenden historischen Entwicklungen und aktuellen Ursachen besteht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Agrarkrisen, Strukturwandel und bäuerliche Handlungsstrategien in ländlich-peripheren Regionen Westafrikas. Das Beispiel Nordtogo." AK Subsaharisches Afrika, Siegen, 26.04.2008
    Martin, Bernhard
  • „Demographic pressure, running short resources and the non-appearance for the foreseeable catastrophe. The dynamics of livelihood strategies among the Moba-Gurma farmers of Northern Togo." Third European Conference on African Studies (ECAS 3), Leipzig, 07.06.2009
    Martin, Bernhard
  • „Haushaltsökonomische Untersuchungen im Kontext wirtschaftsgeographischer Regionalstudien in Afrika. Möglichkeiten, Probleme und Grenzen." Deutscher Geographentag 2009, Wien, 20.09.2009
    Martin, Bernhard
  • „Verwundbarkeit und Resilienz in dichtbesiedelten Gebieten Westafrikas. Das Beispiel des Wandels der Ernährungssicherung bei den Moba-Gurma in Nordtogo." AK Subsaharisches Afrika, Frankfurt/Main, 24.04.2009
    Martin, Bernhard
  • (2010): Strukturwandel in ländlich-peripheren Regionen Afrikas. Theoretisch-konzeptionelle Überlegungen für die Analyse ruraler Entwicklungsdynamiken in den Zeiten verminderter staatlicher Entwicklungspräsenz. In: Jürgens, Ulrich & Dittmann, Andreas (Hrsg.): Transformationsprozesse in afrikanischen Entwicklungsländern (= Entwicklungsforschung, Beiträge zu interdisziplinären Studien in Ländern des Südens, Bd. 9). Berlin: Wissenschaftsverlag Berlin. S. 10-37
    Martin, Bernhard &Thomi, Walter
  • „Changement structurel dans les campagnes africaines. Un concept de recherche et son application au cas de la Région des Savanes au Togo." Journées Scientifiques Internationales de l'Université de Lomé, Lomé, 28.10.2010
    Martin, Bernhard
  • „Klimawandel und Existenzsicherung in Afrika. Beispiele aus dem Senegal und Togo für komplexe Zusammenhänge." AK Subsaharisches Afrika, Würzburg, 18.06.2010
    Martin, Bernhard
  • „Agrarsoziale Entwicklungspfade in afrikanischen Lokalgesellschaften? Zur Übertragbarkeit evolutionsökonomischer Konzepte auf Entwicklungskontexte am Beispiel Nordtogo." AK Subsaharisches Afrika, Gießen, 13.05.2011
    Martin, Bernhard
 
 

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