Spielformen der Angst
Final Report Abstract
Das DFG-Netzwerk „Spielformen der Angst“ untersuchte ‚Angst‘ als eine wichtige, kulturschaffende wie kulturirritierende Emotion, welche in Gegenwart und Geschichte immense gesellschaftliche Effekte zeitigt bzw. gezeitigt hat. In diesem Sinne beschäftigte sich das Netzwerk mit gesellschaftlichen Beobachtungsprozeduren und kulturellen Theoretisierungsformeln im kollektiven Umgang mit manifesten Bedrohungsszenarien und imaginären Schreckenshorizonten. Dabei stand sowohl die Produktion wie auch die Kommunikation und Reflektion von ‚Angst‘ im Mittelpunkt des Interesses. Die Arbeit des DFG-Netzwerkes wurde von der Grundthese geleitet, dass ‚Angst‘ nicht alleine den einzelnen Menschen betrifft, sondern sich ganz im Gegenteil (Teil-)Öffentlichkeiten und ganze Gesellschaften ängstigen können und dementsprechend kommunizieren. Eine besondere Herausforderung in der Beschäftigung mit kollektiver Angst resultiert somit aus der spezifischen Historizität und Sozialität des Untersuchungsgegenstands. Zwar ist allerspätestens seit den Überlegungen von Charles Darwin relativ unumstritten, dass Angst einen ebenso wichtigen wie anthropologisch-überzeitlichen Grundtatbestand der menschlichen Gefühlsausstattung darstellt. Die Angst-Anlässe aber, das wovor wir uns fürchten, können sich im Zuge historischer Entwicklungen ganz unterschiedlich manifestieren. Parallel hierzu verändert sich der Umgang mit Angst: Wie wir Angst ausdrücken, wie wir sie bewerten und welche Verfahren wir entwickeln, um ihrer Herr zu werden, ist Resultat historisch kontingenter, gleichwohl reflexiv beschreibbarer Aushandlungsprozesse. Kollektives Angstverhalten – so lässt sich pointiert formulieren – ist Ergebnis sozialer, kultureller und medialer Konstruktionsprozesse. Tragfähige theoretische Konzepte entwickelt zu haben, die verstehbar machen, wie gesellschaftlichen Muster durch Angst präfiguriert werden und welchen subjektkonstituierenden Effekt die anthropotechnische Implementierung, Steuerung und Verwaltung von Angst hat, ist der wissenschaftliche Beitrag des Netzwerkes. Die zentrale intellektuelle Überraschung des Projekts war die Einsicht, es wir es bei ‚Angst‘ mit einem zugleich über- wie unterbestimmten Begriff zu tun zu haben, der eine große Widerstandskraft gegenüber theoretischen Konzepten aufweist. Eine zentrale Metatheorie der Angst gibt es nicht. Das Netzwerk ist durch mehrere Radiointerviews des Antragsstellers (Deutschlandradio, Radio Corax) und insbesondere durch die Kooperation mit dem Werkleitz-Kunstfestival (Kunstjahr 2010: Angst hat große Augen) in den Publikumsmedien präsent gewesen.Auch die Website des DFG-Netzwerkes (http://www.spielformen-der-angst.de/), die in erster Linie dazu gedacht war, durch den internen Portal-Bereich die Diskussion und den Austausch von Texten unter den Netzwerkmitgliedern zu unterstützen, erwies sich als medienwirksam, insofern die Website eine breitere Öffentlichkeit auf die Angst-Forschung aufmerksam machte und zahlreiche Medien-Anfragen nach sich zog.