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Der Einfluss motivationaler Faktoren auf die Güte von Glaubwürdigkeitsurteilen bei Laien und "Experten"

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 75691086
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Erstens wurde der Einfluss persönlicher Unsicherheit auf den Prozess der Glaubwürdigkeitsattribution und auf die Güte beim Erkennen von Wahrheit und Lüge überprüft. Es zeigte sich, dass hohe persönliche Unsicherheit Personen motiviert, intensiver verbale Hinweisreize für ihr Glaubwürdigkeitsurteil zu nutzen. Dies ermöglicht es ihnen, besser zwischen wahren und erlogenen Berichten zu unterscheiden. Zweitens wurde die Eignung sozialpsychologischer Erkenntnisse für die Praxis im Bereich der Rechtspsychologie überprüft. Eine Studie zum Einfluss von Expertise auf das Erkennen von Täuschungen in Bewerbungsgesprächen zeigte, dass weniger die Berufserfahrung als vielmehr korrekte Vorstellungen über Begleiterscheinungen von Täuschung zu akkuraten Urteilen darüber führen, ob eine Person in einem Bewerbungsgespräch lügt oder die Wahrheit sagt. Darüber hinaus wurde der Einfluss kognitiver und motivationaler Faktoren auf die Verarbeitung und Bewertung konsistenter vs. inkonsistenter Beweismitteln bei Polizisten untersucht. Es zeigte sich einerseits, dass inkonsistente Beweise stärkere kognitive Dissonanz erzeugen, wenn es sich dabei um einen Zeugen- und nicht um einen DNA-Beweis handelt. Diese bewirkt eine Veränderung des Schuldurteils, hat jedoch keinen Effekt auf Glaubwürdigkeitsurteile. Zudem konnte gezeigt werden, dass für den Umstand, dass Ermittler bei einem Anfangsverdacht gegenüber entlastenden Beweisen skeptischer sind als gegenüber belastenden Beweisen, das Ermittlungsziel, einen Verdächtigen zu finden {Need for Cognitive Closure), verantwortlich ist. Drittens wurde ausgehend von eigenen theoretischen Überlegungen der Prozess der Glaubwürdigkeitsbeurteilung weiter untersucht. Es zeigte sich einerseits, dass eine hohe Motivation zur intensiven Verarbeitung inhaltlicher Informationen führt, während bei niedriger Motivation eher nicht-inhaltliche quellenbezogene Informationen herangezogen werden. Zudem zeigte sich, dass Probanden mit höherem Need for Cognition besser zwischen wahren und erlogenen Botschaften unterscheiden können als Probanden mit niedrigem Need for Cognition.

 
 

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