Prekäre Kontinuitäten: Der Wandel von Bildungsgestalten im großstädtischen Raum in einer Phase der forcierten Institutionalisierung des Lebenslangen Lernens.
Final Report Abstract
Ausgehend von der forcierten Durchsetzung des Lebenslangen Lernens zielte das Projekt unter Berücksichtigung der Kontextgebundenheit von Bildungsbiographien auf die Rekonstruktion längerfristiger bildungsbiographischer Prozesse von Erwachsenen im dynamisch angelegten Spannungsfeld von Kontinuitäten und Diskontinuitäten bzw. Stabilität und Instabilität. Unter Rückgriff auf das Konzept der Bildungsgestalten als Momentaufnahmen im Lebenslauf, welche als spezifischer Zusammenhang von Subjektfokus, Aneignungsfokus, Themenfokus und Selbstbeobachtungsfokus näher bestimmbar werden, wurden sowohl individuelle Bildungs- und Biographisierungsprozesse und deren Wandel als auch der übergreifende Wandel bildungsbiographischer Deutungs- und (Selbst-)Beschreibungsmuster und damit letztendlich die Bildungsordnung des Lebenslangen Lernens analysiert. Datenbasis waren thematisch fokussierte bildungsbiographische Interviews mit Erwachsenen, die in einem zeitlichen Abstand von 25 Jahren (1983/84 und 2009/12) geführt wurden. Das Gesamtsample umfasste 84 Interviews aus den Jahren 1983/84. Mit 50 Interviewten konnte nach 25 Jahren (2009/2012) ein zweites Interview geführt werden. Damit setzt sich das Sample aus 50 Doppelinterviews (1. und 2. Welle) sowie 34 Einzelinterviews (nur 1. Welle) zusammen. Da innerhalb der erziehungswissenschaftlichen Bildungs- und Biographieforschung nur wenig Erfahrungswissen über methodologische und methodische Fragen qualitativer Längsschnittprojekte bestand, mussten für die Auswertung der Daten eigene Forschungsstrategien entwickelt werden: So wurden zunächst Fallporträts und Timelines verfasst und anschließend bildungsbiographische Stationen und Bildungsgestalten rekonstruiert. Die rekonstruierten Bildungsgestalten wurden wiederum im intra- und interpersonalen Vergleich – unter Berücksichtigung der individuellen lebenslaufbezogenen sowie der gesellschaftlichen, historischen und pädagogischen Kontextualtität – relationiert. Auf diese Weise konnten sowohl individuelle als auch übergreifende Muster des Biographisierens und deren Wandel rekonstruiert werden. Das spezifische Forschungsdesign einer qualitativen Längsschnittstudie ermöglichte es, auf der Ebene des intra- und interpersonalen Fallvergleichs von Prozessen der Strukturierung und Biographisierung, einen das Gesamtsample übergreifenden Wandel der bildungsbiographischen Ordnungs- und Strukturierungsmuster des eigenen Lebenslaufs und damit letztendlich des Lebenslangen Lernens herauszuarbeiten. Damit ist ein wesentliches Ziel des Projekts erreicht, das sich als konkrete zeitdiagnostische Forschung, aber auch als Beitrag zur Weiterentwicklung qualitativer längsschnittlicher Biographieforschung mit erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen begreift. Die Spezifik der Daten, die projektförmige Arbeitsweise mit unterschiedlichen Beteiligten und nicht zuletzt die Länge des Projekts haben besondere Herausforderungen, d.h. sowohl Einschränkungen als auch Chancen, beinhaltet. Die bearbeiteten Daten können unter weiteren Fragestellungen analysiert, die bisherigen methodischen und theoretischen Ergebnisse mit anderen Daten bekräftigt, differenziert oder auch in Frage gestellt werden.
Publications
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