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Allergy protective factors among Turkish migrant school children

Fachliche Zuordnung Kinder- und Jugendmedizin
Förderung Förderung von 2010 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 76940863
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Häufigkeit von Allergien hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Die Ursachen dafür sind nur zum Teil bekannt. In einer früheren Untersuchung von Schulanfängern in Berlin haben wir gefunden, dass in Deutschland aufgewachsene türkisch-stämmige Kinder besser vor Allergieentwicklung geschützt sind als ihre deutschstämmigen Klassenkameraden. Dabei schien bei den türkisch-stämmigen Schulanfängern mit besserer Anpassung an die deutsche Kultur der Schutz vor Allergieentwicklung verloren zu gehen. Etwa 12 Jahre nach der Einschulung haben wir Kinder aus dieser Studie nachuntersucht, um herauszufinden, ob der Schutz vor Allergie-Entwicklung bis nach der Pubertät nachweisbar ist. Gegen Gräserpollen haben nur 2% der türkisch-stämmigen Kinder (gegenüber 13% der deutsch-stämmigen Kinder) Heuschnupfen entwickelt; gegen Birkenpollen haben nur 2% der türkisch-stämmigen Kinder (gegenüber 11% der deutsch-stämmigen Kinder) Heuschnupfen entwickelt. Diesbezüglich scheint der frühe Schutz vor Allergieentwicklung bis jenseits der Pubertät zu wirken. Eine Hypothese für den Schutz vor Allergien ist, dass Infektionen (insbesondere fäkal-orale Infektionen) mitverantwortlich sind. In Tierversuchen dirigieren Infektionen das Immunsystem weg von der Allergieentwicklung. Bei den hier untersuchten türkisch-stämmigen Kindern sind bestimmte Infektionen (Herpes, Helicobacter) zwar häufiger als bei deutsch-stämmigen Kindern, aber nicht eindeutig mit Schutz vor Heuschnupfen-Entwicklung assoziiert. Weitere Untersuchungen werden sich mit der Prägung des Immunsystems bei diesen Kindern befassen. Zusätzlich gingen wir der Frage nach, ob türkisch-stämmige Kinder häufiger übergewichtig sind. In unserer Studie sind 37% der türkisch-stämmigen Kinder gegenüber 20% der deutschstämmigen Kinder übergewichtig. Bei den türkischstämmigen Mädchen sind es sogar 45% gegenüber 20% bei den deutsch-stämmigen Mädchen. Dabei scheint unter den türkisch-stämmigen Kindern mit besserer Anpassung an den deutschen Lebensstil das Risiko für Übergewicht zu steigen. Unterschiede in körperlicher Bewegung erklären diesen Unterschied nicht. Es gibt deutliche Unterschiede in der Ernährung zwischen türkisch-stämmigen und deutsch-stämmigen Kindern, so dass wir gegenwärtig auf diesem Gebiet weiter nach Erklärungen suchen. Die Untersuchung von Bevölkerungsgruppen, die in denselben Strassen leben aber unterschiedliche Lebensweisen und Krankheitshäufigkeiten haben, ist ein interessantes Modell, um den Einfluss von Lebensstil auf die Gesundheit zu untersuchen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der Einfluss der Akkulturation auf die Gesundheit türkeistämmiger Kinder in Berlin - Ein Beispiel für Migration als Chance für Forschung und Gesellschaft. 16th Congress Poverty and Health 3-4.12.2010, Berlin, Germany
    Theissen C, Matricardi PM, Grüber C
  • Serum carotenoids and atopy among children of different ethnic origin living in Germany. Pediatr Allergy Immunol 2010; 21:1072-5
    Rühl R, Taner C, Schvweigert FJ, Wahn U, Grüber C
  • Allergic diseases in migrants: Turkish migrants in Germany. 30th Congress of the European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI), Istanbul (TR), June 12, 2011. Allergy 2011; 66 (s94)
    Grüber C
  • Der Einfluss der Akkulturation auf die Gesundheit türkeistämmiger Kinder in Berlin. In: David M, Borde T (Hrsg.). Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit in der Migration. Frankfurt (Main), Mabuse-Verlag 2011; 227-42. ISBN 978-3940529-91-6
    Theißen C, Matricardi P, Grüber C
  • Does protection from atopy among preschool children from Turkish migrants persist into adolsescence? Allergic diseases in migrants: Turkish migrants in Germany. 30th Congress of the European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI), Istanbul (TR), June 12, 2011. Allergy 2011; 66 (s94)
    Theissen C, Elingshausen J, Yozgat B, Giese A, Yürek F, Wahn U, Matricardi P, Grüber C
  • Lower prevalence of atopy among Turkish migrant children in Germany tends to persist into adolescence: a cohort study. EAACI Pediatric Allergy and Asthma Meeting (PAAM), Barcelona (SP), Oct 13-15, 2011
    Theissen C, Matricardi PM, Elingshausen J, Yozgat B, Giese A, Yürek F, Wahn U, Grüber C
  • Better protection from eczema among Turkish migrants' children carries over from preschool age to adolescence. XXII World Allergy Congress, Cancún (Mexico), Dec 4-8, 2012
    Grüber C, Matricardi P, Theissen C, Wahn U
  • Serum retinoic acid and atopy among children of different ethnic origin living in Germany. JPGN 2012; 54: 558-60
    Grüber C, Taner C, Mihäly J, Matricardi PM, Wahn U, Rühl R
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1097/MPG.0b013e318240bc87)
 
 

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