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Edition des Briefwechsels zwischen Herman Grimm und Wilhelm Scherer

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 77678543
 
Wilhelm Scherers Bedeutung für die Germanistik lässt sich nur mit der Theodor Mommsens für die Klassische Philologie vergleichen. Herman Grimm hat als moderner Essayist und Begründer der Disziplin der Kunstgeschichte an der Berliner Universität weniger Beachtung gefunden. Dass die jahrzehntelange Korrespondenz zwischen beiden eine Schlüsselquelle für die Geschichte der beiden Disziplinen und die der Geisteswissenschaften gegen Ende des 19. Jahrhunderts darstellt, ist bislang unbekannt. Die Korrespondenz reicht vom Studium Scherers in Berlin 1862 bis zu dessen Tod 1885. Grimms und Scherers wissenschaftliche Aktivitäten waren eingebunden in die Bestrebungen zur Erneuerung der Geisteswissenschaften eines Berliner Freundeskreises, dem Dilthey, Erdmannsdörffer und Bona Meyer angehörten. Ihr Ziel war eine interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Ausrichtung der Geisteswissenschaften und eine stärker werkzentrierte ästhetische Kunstbetrachtung, wie sie dann um die Jahrhundertwende allgemein gefordert wurde. Der Briefwechsel ist nicht nur Dokument einer Gelehrtenfreundschaft, sondern auch einer für die Geisteswissenschaften zentralen Kontroverse: Scherer war in erster Linie um die theoretische Neuorientierung und die institutionelle Konsolidierung der Philologien bemüht, Grimm hingegen wie Nietzsche tief besorgt, dass historische Forschung die großen Kunstwerke um ihre normative Geltung bringen werde. Seine Antwort auf dieses Gefährdung lautete ähnlich wie später die des George-Kreises: die großen Meister und Werke sollten dem Strom der historischen Kontinuität entrissen und in einem Kanon zu zeitloser Geltung versammelt werden.Die Korrespondenz ist zugleich ein fortlaufender Kommentar zu den literarischen und wissenschaftlichen Pläne Scherers und Grimms sowie ihrer Freunde, Konkurrenten und Gegner, zu der Rolle, die Grimm für Scherer in der Nachlass- und Rezeptionspolitik der Brüder Grimm vorgesehen hatte und nicht zuletzt zu den Anfängen der Goethe-Philologie zur bis Planung der Sophien-Ausgabe. Auf ihre Bedeutung als mentalitätsgeschichtliche Quelle für die Gelehrtenbehavioristik um 1900 kann hier nur hingewiesen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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