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Dialektisch-Kognitive Traumatherapie (DCT) bei Patienten mit schwerer Posttraumatischer Belastungsstörung nach sexuellem Missbrauch - Eine kontrolliert randomisierte Studie

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 78333786
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Störung, die nach sehr belastenden Lebensereignissen auftreten kann und sich in belastendem ungewollten Wiedererleben, der Vermeidung von traumabezogenen Reizen, und einem erhöhten allgemeinen Anspannungsniveau äußert. Bei Menschen, die in ihrer Kindheit Opfer von sexuellem Missbrauch wurden, verläuft diese Störung häufig sehr schwer und geht mit der Entwicklung weiterer sehr belastender psychischer Störungen einher. Häufig haben die Patienten z.B. auch eine Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Die Betroffenen können ihre negativen Gefühle schlecht regulieren, verletzen sich z.B. selbst, oder entwickeln Gedanken an Selbstmord, um unangenehme (teils durch Erinnerungen ausgelöste) Gefühle zu beenden. Für die psychotherapeutische Behandlung dieser Patienten fehlten bislang international geeignete Strategien. In diesem Forschungsprojekt wurde eine neu entwickelte Psychotherapie für diese Patientengruppe auf ihre Wirksamkeit hin überprüft, die sogenannte Dialektisch-Behaviorale Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung (DBT-PTSD). Sie beinhaltet ein Training in der Regulation von Gefühlen, Meditationsübungen, eine gezielte Veränderung unangemessener Bewertungen zum Trauma und seinen Folgen, und die gezielte Auseinandersetzung mit den Erinnerungen an das Trauma. 74 Patientinnen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren mit einer schweren PTBS nach sexuellem Kindesmissbrauch und weiteren psychischen Symptomen wurden nach dem Zufall aufgeteilt: Eine Gruppe erhielt eine dreimonatige stationäre DBT-PTSD auf einer spezialisierten Behandlungsstation. Die andere Gruppe wartete 6 Monate lang auf den Beginn dieser Behandlung (Wartegruppe). In beiden Gruppen wurden zu gleichen Zeitpunkten Art und Ausmaß der psychischen Beschwerden erfasst: Unabhängige Beurteiler schätzen die Schwere der Symptome ein, und auch die Patientinnen selbst gaben regelmäßig Auskunft darüber in Fragebögen. Die beiden Gruppen wurden vor dem Einschluss in die Studie untersucht, sowie 12 Wochen, 18 Wochen und 24 Wochen nach Studieneinschluss. Der Verlauf der Beschwerden wurde in beiden Wochen mit statistischen Auswertungsverfahren verglichen um zu prüfen, ob die Behandlungsgruppe besser profitierte als die Wartegruppe – dies war erwartet worden. Die Daten zeigten, dass die behandelten Patientinnen unter sehr schweren Formen der PTBS litten und viele weitere Störungsbilder hatten. Für die DBT-PTSD-Gruppe zeigte sich eine statistisch bedeutsam größere Verminderung der Beschwerden aus den Bereichen Posttraumatische Belastungsstörung und Depression als für die Wartelistengruppe. In anderen Bereichen psychischer Symptome zeigten sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede im Verlauf. Patientinnen, die auch an einer BPS litten, profitierten genauso von der neuen Psychotherapie wie Patientinnen, die nicht zusätzlich auch eine BPS hatten. Es konnte ausgeschlossen werden, dass anderen Faktoren wie z.B. eine Änderung der Medikamente bei den Patientinnen diesen Unterschied erklärten. Die Psychotherapie führte nicht dazu, dass die Patientinnen sich in stärkerer Weise selbst verletzen oder dass sie mehr Selbstmordgedanken entwickelten. Die neue Psychotherapie ist also tatsächlich wirksam und auch sicher in der Anwendung. Sie kann auch bei Patienten mit schwerer Form der PTBS und weiteren psychischen Störungsbildern das seelische Leiden lindern. Wie erwartet erwies sich die untersuchte Psychotherapie als wirksam und sicher, und wie erwartet profitierten auch Patienten mit schwerer komorbider Symptomatik gut. Überraschend stark ist die hohe Wirksamkeit der neu entwickelten Kurzzeitintervention CRIM in einer randomisierten und kontrollierten Studie zu Patientinnen mit PTBS nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit und dem Gefühl der Beschmutztheit, bei der sich eine Between-Effektstärke von 0,93 für die PTBS-Symptomatik zeigte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011). Dialectical behavior therapy for posttraumatic stress disorder related to childhood sexual abuse: a pilot study of an intensive residential treatment program. Journal of Traumatic Stress, 24 (1): 102-106
    Steil, R., Dyer, A., Priebe, K., Kleindienst, N. & Bohus, M.
  • (2011). Dialektisch Behaviorale Therapie für Posttraumatische Belastungsstörung nach sexualisierter Gewalt in der Kindheit und Jugend (DBT-PTSD). Psychotherapie, Psychosomatik und Medizinische Psychologie, 61: 140-147
    Bohus, M., Dyer, A., Priebe, K., Krüger, A. & Steil, R.
  • (2011). Efficacy of a two-session program of cognitive restructuring and imagery modification to reduce the feeling of being contaminated in adult survivors of childhood sexual abuse. Journal of Behaviour Therapy and Experimental Psychiatry, 42 (3): 325-329
    Steil, R., Jung, K. & Stangier, U.
  • (2012). Chronische Alpträume: Wirksamkeit eines deutschsprachigen Manuals zur Imagery Rehearsal Therapy - Ergebnisse einer Pilotstudie. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 41(4), 249–257
    Kröner, T., Hansen, K. & Steil, R.
  • (2012). Psychotherapie der Posttraumatischen Belastungsstörung nach sexuellem Missbrauch: Ein Überblick über die Datenlage. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 62(1): 5- 17
    Priebe, K., Steil, R., Kleindienst, N., Dyer, A.S., Krüger, A. & Bohus, M.
  • (2012). The feeling of being contaminated in adult survivors of childhood sexual abuse and its treatment via a two session program of cognitive restructuring and imagery modification: a case study. Behaviour Modification, 36: 67-86
    Jung, K. & Steil, R.
 
 

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