Detailseite
Projekt Druckansicht

GRK 1553:  Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik

Fachliche Zuordnung Sozial- und Kulturanthropologie, Außereuropäische Kulturen, Judaistik und Religionswissenschaft
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 82142759
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ausgangsthese des Graduiertenkollegs „Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik" (2009 bis 2014) war, dass religiöser Nonkonformismus als ein wesentliches Element des religiösen Feldes und nicht als isoliert zu betrachtende Abweichung von dominanten religiösen Sinnkonzeptionen und Lebensformen zu untersuchen ist. Damit verbunden war die Vermutung, dass religiöser Nonkonformismus ein Faktor kultureller Dynamik sein kann, indem alternative Optionen von Sinndeutung und Lebensführung artikuliert werden, die gesellschaftliche Reaktionen verschiedener Art provozieren. Auf der Basis dieser Hypothesen wurden drei erkenntnisleitende Achsen der Forschung formuliert. 1. Die Spannung zwischen religiösem Nonkonformismus und Konformität, 2. das innovative Potential und die transformative Dynamik von religiösem Nonkonformismus, 3. die sozialen Formationen, internen Vernetzungen und medialen Repräsentationen von religiösem Nonkonformismus. Das Forschungsprogramm war in hohem Maße interdisziplinär angelegt, indem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus insgesamt zehn Disziplinen (Afrikanistik, alttestamentliche Wissenschaft, Indologie, Judaistik, Kirchengeschichte, Orientalistik, Religionswissenschaft, Sinologie, Soziologie, Zentralasienwissenschaften) beteiligt waren. Ziel dieses Verbundes war es, den aus der modernen europäischen Religionsgeschichte entnommenen Begriff des religiösen Nonkonformismus als theoretischen Begriff zu entwickeln und auf seine Verwendbarkeit in außereuropäischen und vormodernen Kontexten hin zu überprüfen. Die theoretische Arbeit an dem Begriff und seinen Implikationen wurde so durch die ständige Rückkopplung an historische und empirische Fallbeispiele überprüft und korrigiert. Gleichzeitig wurden durch die theoretischen Diskussionen innovative Zugänge zu historischen Gegenständen eröffnet, die eine Integration fachübergreifender Fragestellungen für Disziplinen ermöglichte, die traditionell wenige Berührungspunkte aufweisen. Dieser Ansatz erwies sich sowohl für die Kollegiatinnen und Kollegiaten und ihre Dissertationsprojekte als auch für die beteiligten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer als fruchtbar. Entsprechend der Zielsetzung des Förderprogramms „Graduiertenkollegs" wurde neben regelmäßigen Kolloquien im Plenum und einem breiten Angebot an Kursen zur wissenschaftlichen Weiterqualifizierung besonderer Wert auf intensive Einzelbetreuung der Doktorandinnen und Doktoranden gelegt, um hohe Qualität der Dissertationen mit einer Verkürzung der in den Geistes- und Sozialwissenschaften meist langen Promotionsdauer zu verbinden. Insgesamt 11 Dissertationen wurden innerhalb der Regelförderzeit abgeschlossen. Davon wurde eine Dissertation (Tom Kaden) mit dem Dissertationspreis der Research Academy Leipzig, eine andere (Katja Kleinsorge) mit dem Katharina-Windseheid-Preis der Universität Leipzig ausgezeichnet. Die Dissertation von Christoph Günther über die Genese und Ideologie des „Islamischen Staates Irak" (2014) hat wegen ihrer nicht vorhergesehenen Aktualität internationale Aufmerksamkeit gefunden und belegt zugleich die Plausibilität der Hypothese eines Zusammenhangs zwischen religiösem Nonkonformismus und kultureller Dynamik. Inhaltliche Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit wurden in zwei Themenheften zu „Nonkonformismus in der europäischen Religionsgeschichten" (Religion-Staat-Gesellschaft, 2011) und „Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik" (Zeitschrift für Religionswissenschaft, 2015) veröffentlicht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung