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Standortverflechtungen der Wissensökonomie und die Folgen für deutsche Metropolregionen. Über räumliche Hierarchien und lokalisierte Wertschöpfungssysteme in Deutschland.

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 84067593
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im hier dargestellten Forschungsprojekt wird mittels eines vertieften, analytischen Blickes die relationale Landkarte der deutschen Wissensökonomie untersucht. Diese spezielle Landkarte wird durch die Netzwerke von Unternehmen gezeichnet. Im Zentrum steht die Frage, welche großräumigen Netzwerkstrukturen und funktionalräumlichen Hierarchien die Wissensökonomie in Deutschland kennzeichnen und welche Rolle dabei Metropolregionen sowie kleine und mittlere urbane Funktionalräume spielen. Die konzeptionelle Grundlage der Untersuchung ist räumlich sowohl auf der Makroebene – Wissensökonomie in Deutschland – als auch auf einer Mesoebene – räumlich verankerte Wertschöpfungsketten – und der Mikroebene – Standortwahlverhalten von Mehrbetriebsunternehmen – angelegt. Im Besonderen wird das Standortwahlverhalten von wissensintensiven Mehrbetriebsunternehmen und die Optimierung ihrer Wertschöpfungsketten im Raum analysiert und visualisiert. Die empirisch gewonnen Daten werden mittels einer Kombination von Netzwerkanalyse und Wertschöpfungskettenansatz ausgewertet. Für die empirische Erhebung wird zwischen firmeninternen und firmenexternen Verflechtungen unterschieden. Diese Verflechtungen werden auf drei räumlichen Maßstabsebenen in ihrer Intensität betrachtet: regional, national und global. Untersucht werden die beiden zentralen Standbeine der Wissensökonomie: die wissensintensiven Dienstleistungs- (APS für Advanced Producer Services) sowie die High-Tech-Branchen. Der Untersuchungsraum erstreckt sich über das gesamte deutsche Territorium und schließt das grenznahe Ausland mit ein, um zusätzliche Erkenntnisse zur Intensität der Beziehungsstrukturen grenzüberschreitender Metropolregionen und urbaner Funktionalräume zu gewinnen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die funktional-räumliche Hierarchie deutlich steiler ist, als es die öffentlichen Leitvorstellungen zur Raumentwicklung bisher angenommen haben. Diese Hierarchie wird durch die Intensität und Wertigkeit der Vernetzungsstrukturen von Funktionalräumen bestimmt. Maximal sechs der definierten elf Metropolregionen können als strategische Kontenpunkte innerhalb der Wissensökonomie mit internationaler Bedeutung bezeichnet werden. Diese sind München, Rhein-Main, Hamburg, Rhein-Ruhr, Stuttgart und zu einem geringeren Ausmaß auch Berlin. Betrachtet man die lokalisierten Wertschöpfungsketten der Unternehmen, sind es vor allem München und Rhein-Ruhr, die sich als Metropolräume mit einer hohen Dichte und Diversität der einzelnen Wertschöpfungselemente (Forschung und Entwicklung, Leistungserstellung, Finanzierung, Marketing, Vertrieb, Kunden) auszeichnen. Das auf politischer Ebene betriebene Konstrukt der Metropolregionen zieht Fragen über die effektive räumliche Organisation der Wertschöpfung nach sich. Unsere Analyse der Standortanforderungen von wissensintensiven Mehrbetriebsunternehmen verbindet die positiven Effekte der agglomeration economies und network economies. Die daraus erwachsende Konzentration wirtschaftlicher Aktivitäten in nur wenigen polyzentrischen Metropolräumen wirkt dem Postulat der Aufrechterhaltung von gleichwertigen Lebensbedingungen in Deutschland entgegen. Das statische System von zentralen Orten wird so durch einen dynamischen Entwicklungsprozess ersetzt oder zumindest überlagert, der sich um die zentralen Ströme von Informationen und Wissen aufbaut. Dies führt dazu, dass sich urbane Räume aus dem Umland eines zentralen Ortes direkt mit einzelnen, global bedeutenden Zentren vernetzen. Eine polyzentrische Raumstruktur mit überlappenden und maßstabsübergreifenden Stadtsystemen ist die Folge und ergänzt oder unterwandert das Ordnungsprinzip einer traditionell angelegten Struktur von fest abgegrenzten Einzugsbereichen um die zentralen Orte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009): Interlocking firm networks and emerging Mega-City Regions. A framework to analyze the hidden geography of the knowledge economy in Germany. In: Bernhard, Iréne (Hrsg.), Uddevalla Symposium 2009. The Geography of Innovation and Entrepreneurship. Trollhättan, Sweden: University West: 753-776
    Lüthi, Stefan und Thierstein, Alain
  • (2010): Intra-firm and extra-firm linkages in the knowledge economy: the case of the emerging mega-city region of Munich. In: Global Networks 10(1): 114-137
    Lüthi, Stefan; Thierstein, Alain und Goebel, Viktor
  • (2010): Swiss Cities. In: Taylor, Peter J.; Ni, Pengfai; Derudder, Ben; Hoyler, Michael; Huang, Jin and Witlox, Frank (Hrsg.), Global Urban Analysis. A Survey of Cities in Globalization. London: Earthscan
    Thierstein, Alain und Lüthi, Stefan
  • (2011): Interlocking firm networks and emerging Mega-City Regions. The relational geography of the knowledge economy in Germany. Dissertation an der Fakultät für Architektur, Lehrstuhl für Raumentwicklung. Technische Universität München
    Lüthi, Stefan
  • (2011): Interlocking firm networks in the German knowledge economy. On local networks and global connectivity. In: Raumforschung und Raumordnung 69(3): 161-174
    Lüthi, Stefan, Alain Thierstein und Michael Bentlage
 
 

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