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Anhand der Praktiken Erwerbsloser wird die Bedeutung des Internets für gesellschaftliche Teilhabe untersucht

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 84928101
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel der Studie war die Erarbeitung einer Teilhabetypologie von Erwerbslosen, die den Grad und die Art der Teilhabe in Beziehung zum Umgang mit dem Internet und der Zeit setzt. Folgende fünf Teilhabetypen mit ihren spezifischen Internet- und Zeitnutzungsweisen konnten herausgearbeitet werden: • Typ 1 (Teilhabe): Teilautonome – nutzen das Internet als Vergesellschaftungsmedium und gestalten ihre Zeit Sinn erfüllend. • Typ 2 (Teilhabe): Beruflich Neustartende – nutzen das Internet als Unterstützungsmedium und investieren ihre Zeit in Perspektiven. • Typ 3 (Gefährdung): Trotz vielfältiger Tätigkeiten Gefährdete – nutzen das Internet als Integrationsmedium und füllen ihre Zeit mit Pflichten. • Typ 4 (Gefährdung): Mehrfach Gefährdete – nutzen das Internet als Kompensationsmedium und verbringen ihre Zeit mühevoll. • Typ 5 (Ausgrenzung): Perspektivlose – nutzen das Internet als Unterhaltungsmedium und vertreiben ihre Zeit. Die Ergebnisse belegen, dass das Internet eine sehr hohe Bedeutung im Leben von Erwerbslosen hat. Sie zeigen, wie Erwerbslose das Internet in ihrem Alltag nutzen, welche verschiedenen Funktionen das Internet haben kann und wie zentral das Internet in einer digitalisierten Informations- und Kommunikationsgesellschaft für die Teilhabe von Erwerbslosen ist. Deutlich wird, dass verschiedene Internetnutzungspraktiken mit spezifischen Arten gesellschaftlicher Teilhabe und spezifischen Umgangsweisen mit der Zeit einhergehen. Die Studie hat darüber hinaus die von Castel (2000) entwickelten und von Bartelheimer (2005) aufgegriffenen gesellschaftlichen Zonen Teilhabe, Gefährdung und Ausgrenzung für Erwerbslose spezifiziert. Es zeigt sich, dass neben der Ausgrenzung je zwei Arten der Teilhabe (Teilautonome und Beruflich Neustartende) und der Gefährdung (Trotz vielfältiger Tätigkeiten Gefährdete und Mehrfach Gefährdete) unterschieden werden können. Da bisher noch keine detaillierten und umfassenden Erkenntnisse zur Bedeutung des Internets für die gesellschaftliche Teilhabe Erwerbsloser vorlagen, konnte mit dieser Studie eine Forschungslücke geschlossen werden. Überrascht hat die hohe Bedeutung des Internets für die gesellschaftliche Teilhabe von Erwerbslosen. Sowohl Tätigkeiten von Menschen, die jenseits von Erwerbsarbeit ein sinnerfülltes Leben finden (Typ 1), als auch von Menschen, die sich in ihrer Arbeitslosigkeit konstruktiv auf einen beruflichen Neustart vorbereiten (Typ 2), sind ausnahmslos permanent mit dem Internet verschränkt. Wissenschaftlich ergänzt die Studie die Internetforschung um die Dimension der gesellschaftlichen Teilhabe und sie bereichert sowohl die Erwerbslosenforschung als auch die Debatte um Ausgrenzung und Teilhabe um die Dimension Internet. Auch haben die Ergebnisse eine hohe Bedeutung für gesellschaftliche und politische Prozesse. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Bedeutung des Internets für die gesellschaftliche Teilhabe Erwerbsloser bisher stark unterschätzt wird und dass es notwendig ist, bisherige Einschätzungen zu korrigieren und entsprechend Maßnahmen dieser Bedeutung anzupassen. Die hohe Bedeutung des Themas zeigte sich auch am Interesse der Medien an den Projektergebnissen. Die Studie wurde im Rundfunk und in der Presse aufgegriffen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010): Digitale Spaltung per Gesetz - Das Internet zwischen Produktion und Kompensation sozialer Ungleichheit im Alltag von Erwerbslosen
    Englert, Kathrin
  • (2010): Digitale Spaltung per Gesetz – Das Internet und soziale Ungleichheit im Alltag von Erwerbslosen. 27. Chaos Communication Congress “We come in peace” 27.-30. Dezember 2010 Berlin
    Englert, Kathrin; Gerbig, Do.; Schwarz, Betje
 
 

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