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Neue Märkte? Wirtschaftliche Beziehungen zwischen Italien und Oberdeutschland im 17. Jahrhundert (1630-1700)
Antragsteller
Professor Dr. Mark Häberlein
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2009 bis 2012
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 87897758
Die transalpinen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Oberdeutschland und Italien gehörten seit dem Mittelalter zu den grundlegenden Verbindungen des europäischen Fernhandels. Daher sind diese Beziehungen auch zentraler Gegenstand wirtschaftshistorischer Forschungen. Diese konzentrieren sich jedoch auf die Zeit bis 1630, für die anschließenden Jahre liegen kaum Studien vor. Neben der Vermutung, dass der Augsburger Fernhandel durch die Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs weitgehend zum Erliegen gekommen sei,15 dürfte das Fehlen spezieller Bestände zu den Kaufleuten des 17. Jahrhunderts in den Augsburger Archiven zu diesem Effekt geführt haben. Die Vorstellung einer allgemeinen Krise wird inzwischen von der Perspektive eines vielschichtigen Strukturwandels abgelöst (Kießling 1989; Hildebrandt 2005; Lanaro 2006). Die Pestwelle von 1628/30 und militärische Konflikte, in Oberdeutschland der Dreißigjährige Krieg, führten auf beiden Seiten der Alpen zu erheblichen Bevölkerungsverlusten. Zugleich veränderten sich die Netzwerke des europäischen Handels. Auf den Verlust der Vormachtstellung Venedigs im Seehandel reagierte die venezianische Elite, indem sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten zunehmend auf die Produktion von exportfähigen Gütern im Veneto ausrichtete (Lanaro 2006). Über die bisherigen Zielmärkte in Mittel- und Westeuropa hinaus wurden neue Absatzmärkte in Polen erschlossen (Manikowski 1983, Mazzei 1999; 2006; Saba 1983). Mit den Rahmenbedingungen der Wirtschaft durchliefen auch die zentralen Märkte in Norditalien einen Strukturwandel (Lanaro 1999; 2003). Ein wesentliches Indiz für die anhaltende Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Augsburg und Italien wie für den Strukturwandel ist das Drängen italienischer Kaufleute auf eine Reform der Bozner Messen seit 1609 und die Einrichtung eines Handelsgerichts. Dementsprechend wurde 1635 ein Merkantilmagistrat für die Bozner Messen durch Erzherzogin Claudia de1 Medici privilegiert (Bonoldi 2007), in dessen Akten sich zahlreiche Augsburger Kaufleute nachweisen lassen.16 Eine erste Sichtung von Forschungsliteratur und Archivbeständen hat vielfältige Hinweise auf die Handelstätigkeiten von Kaufleuten zwischen Augsburg und Italien für die Zeit zwischen 1630 und 1700 ergeben. Auf dieser Grundlage wird exemplarisch, ausgehend von den Aktivitäten Augsburger Kaufleute, die Gestaltung von und die Beteiligung an Märkten im transalpinen Handel des 17. Jahrhunderts untersucht. Zentrale Fragestellungen sind dabei: Über welche Märkte liefen die Handelsbeziehungen? Welche Handelspraktiken lassen sich feststellen? Wie sahen Organisation und Governance der Märkte aus? Welche Migrationen von Kaufleuten zwischen den Märkten (Heiss 1989; Backmann 1996; Mazzei 1999; 2006) lassen sich feststellen?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen