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Umwelt, Kultur und Gesellschaft im Süd-Ural in der Bronzezeit: Eine multidisziplinäre Untersuchung in der Karagajly-Ajat Mikroregion, Russland
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Rüdiger Krause; Professorin Dr. Astrid Stobbe; Professor Dr. Heinrich Thiemeyer
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2008 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 89228415
In einem interdisziplinären archäologischen Projekt zur bronzezeitlichen Sintaschta-Kultur im Trans-Ural werden seit 2009 zusammen mit Kollegen der Akademie der Wissenschaften in Ekaterinburg die soziokulturellen und wirtschaftlichen Grundlagen dieser Kultur untersucht. Am Übergang von der Waldsteppe zur Steppe tritt hier erstmals eine sesshafte Lebensweise in bemerkenswerten befestigten und systematisch strukturierten Siedlungen auf. Seit langem werden die wirtschaftlichen Grundlagen kontrovers diskutiert, denn neben der Herdenwirtschaft wird auch Ackerbau postuliert, der aufgrund eines relativ feuchten Klimas in der Bronzezeit möglich gewesen sein soll. Andererseits wird die Ansicht vertreten, dass erst eine einsetzende Trockenphase das Sesshaftwerden der bronzezeitlichen Kulturen erforderlich machte, um so das Überwintern der Tiere zu gewährleisten. Die Ergebnisse der Archäobotanik zeigen indessen, dass jegliche Hinweise auf Kulturpflanzen fehlen und keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass während der Bronzezeit im Tal des Karagajly-Ajat Ackerbau betrieben wurde oder eine Kultivierung von Pflanzen stattfand. Die bodenkundlichen Untersuchungen ergänzen diese Befunde und legen dar, dass hier aufgrund der Situation der Böden gegenüber den fruchtbareren Lösssteppen einer möglichen ackerbaulichen Landnutzung wie in der jüngsten Geschichte (Gründung von Kolchosen in der Sowjetzeit) enge Grenzen gesetzt sind. In verschiedenen Modellvorstellungen werden Szenarien zur Sozioökonomie, insbesondere auch der Rolle der Metallurgie sowie zum Aufbau der Populationen entwickelt. In den befestigten Siedlungen dürften mit 20 bis 25 Häusern etwa 200 bis 300 Personen gelebt haben. Diese dürften jedoch kaum die gesamte Population repräsentieren, weshalb möglicherweise ein Teil der Bevölkerung (der Clans und Familieneinheiten) einen Teil des Jahres in transhumanter Lebensweise mit den Herden in der Steppe unterwegs war. Während dieser Zeit dürfte dann nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in den Siedlungen verblieben sein.Nach fünf Jahren Forschungsaktivitäten sollen im beantragten 6. Jahr die unterschiedlichen Untersuchungen durch Fortsetzung der Analysen und der Aufarbeitung der gewonnenen Daten abgeschlossen werden und in einer gemeinsamen Synthese münden. Dazu sind abschließend nun die notwendigen Personal- und Sachmittel wie auch Reisemittel für Arbeitstreffen mit den russischen Kollegen beantragt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Russische Föderation
Beteiligte Personen
Professor Dr. Andrej Epimachov; Professorin Dr. Ludmila Korjakova; Dr. Svetlana Scharapova