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Motivationale Bedingungen von Krankheitseinsicht bei Schizophrenie

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2008 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 89291474
 
Mangelnde Krankheitseinsicht und Defizite der Neurokognition sind prävalierende Charakteristika der Schizophrenie (Amador, Strauss, Yale & Gorman, 1991). Zusammenhänge zwischen diesen Erkrankungsaspekten werden erst seit einigen Jahren untersucht. Besondere Bedeutung kommt dabei den exekutiven Funktionen zu. Zu deren Operationalisierung wird vor allem der Wisconsin Card Sorting Test (WCST: Heaton, Chelune, Talley, Kay & Curtiss, 1993), ein Maß der Konzeptbildung und Perseverationsneigung, verwendet. Die Befundlage ist bisher nicht eindeutig (z.B. Freudenreich, Deckersbach & Goff, 2004). Weitere kognitive Funktionsbereiche sind bisher nur ansatzweise berücksichtigt worden. In neuerer Zeit wird eine multifaktorielle Ätiologie der schizophrenen Anosognosie diskutiert, bei der neben kognitiven Faktoren auch Copingstile und weitere bewältigungsrelevante Merkmale wirksam sind (vgl. Cooke, Peters, Kuipers & Kumari, 2005). Die geplante Studie ist diesem Ansatz verpflichtet und soll darüber hinaus konzeptuelle und methodische Einschränkungen bisheriger Studien vermeiden. Dies geschieht als erstes durch eine Spezifizierung der zu untersuchenden Aspekte von Krankheitseinsicht vor dem Hintergrund eines mehrdimensionalen Einsichtskonzeptes: Unterschieden wird zwischen der Übernahme eines psychiatrischen Krankheits- und Behandlungsmodells („allgemeine Krankheitseinsicht“) und einer nicht weiter reflektierten Veränderungs- und Symptombewusstheit. Weiterhin erfolgt eine Spezifikation der einzubeziehenden kognitiven Domänen in Anlehnung an die MATRICS-Taxonomie neurokognitiver Beeinträchtigungen von Nuechterlein: Untersucht werden die exekutive Funktion (WCST) unter Einbeziehung ihrer Modifizierbarkeit ( „Dynamisches Testen“, Grigorenko & Sternberg, 1998), das verbale deklarative Gedächtnis, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die prämorbide Intelligenz. Bezüglich der Krankheitsbewältigung werden vermeidendes Coping, dispositionelle Defensivität und Stereotypenübernahme unterschieden. Es wird erwartet, dass sich die multifaktorielle Bedingtheit von allgemeiner Krankheitseinsicht im Rahmen regressionsanalytischer Überprüfungen durch die Überlegenheit quadratischer gegenüber linearen Modellen zeigen lässt; weiterhin, dass sich Untergruppen von Patienten identifizieren lassen, bei denen Neurokognition und Coping in unterschiedlicher Weise die Variation der Krankheitseinsicht vermitteln. Für Symptombewusstheit wird dagegen eine ausschließlich neurokognitive Prädiktion angenommen. Die dargestellten Annahmen werden durch eigene Voruntersuchungen gestützt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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