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Ethnische und soziale Unterschiede kleinräumlicher Wohnortwahlen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2009 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 92566746
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Ermittlung von Faktoren, die soziale und ethnisch Wohnsegregation verursachen und reproduzieren. Um die Segregation von ethnischen und sozialen Gruppen zu erklären, wurden individuelle Wohnortentscheidungen von Haushalten betrachtet. Gruppenunterschiede ergeben sich durch die Berücksichtigung von Einflüssen, welche den individuellen Spielraum der Haushalte bei der Wohnortwahl beschränken, indem sie die Anzahl möglicher Alternativen verkleinern. Diese Faktoren können objektiver Natur sein wie die Mietzahlfähigkeit, daneben spielen aber auch subjektive Faktoren wie die Angst vor Diskriminierung und das Wissen über den Wohnungsmarkt eine wichtige Rolle. Für die verschiedenen sozialen Gruppen sind unterschiedliche Ausprägungen dieser Faktoren typisch, wodurch gruppenspezifische Wohnortentscheidungen erklärt werden können. Da bislang wenige Studien zu ethnischen Unterschieden bei der Wohnungssuche und Wohnortwahl auf Basis der zugrunde liegenden, individuellen Handlungen durchgeführt wurden, bestand ein wichtiger Aspekt der Studie darin, geeignete Instrumente zur Erfassung relevanter Faktoren zu entwickeln. Dies geschah insbesondere durch die Entwicklung eines Instruments zur Messung ethnischer Nachbarschaftspräferenzen, der Ausarbeitung eines Event History Kalenders zur Erfassung kleinräumlicher Wohnbiographien und der Abfrage von Aktionsräumen durch grafische Hilfsmittel. Auf Basis der gewonnen Informationen aus der qualitativen Vorstudie zur wohnräumlichen Segregation sowie der Diskriminierungsstudie wurden in einer anschließenden standardisierten CAPI-Umfrage 1.600 türkischstämmige und deutsche Haushalte befragt. Dabei wurden die Präferenzen, Strategien der Wohnungssuche, Aktionsräume, die langfristige Wohnbiographie und individuelle Voraussetzungen der Haushalte erfasst, um individuelle Hintergründe der Wohnortwahl erklären zu können. Durch die enge Kooperation mit der Stadt Mannheim konnte eine außergewöhnliche Stichprobe verwendet werden, durch die Haushalte nach Migrationshintergrund und Umzugsdatum ausgewählt werden konnten. Die bisherigen Auswertungen der Befragungsdaten zeigen, dass sich ethnische Segregation auf sehr kleinräumliche Wohneinheiten bezieht. Künstliche Verwaltungsgrenzen wie Stadtviertel sind als Analyseeinheit nur eingeschränkt geeignet. Ökonomische Unterschiede erklären den überwiegenden Teil ethnischer Ungleichheit bei der Wohnortwahl. Abweichende Ergebnisse zwischen Deutschen und Haushalten mit Migrationshintergrund sind stark über die Suche auf unterschiedlichen Teilmärkten vermittelt, deren Wohnungen ungleich über das Stadtgebiet verteilt sind. Individuelle Voraussetzungen können so mit ethnischer Segregation im städtischen Raum verknüpft werden. Die Wahl des Teilmarktes kann dabei jedoch nicht vollständig auf finanzielle Unterschiede zurückgeführt werden. Zusätzlich sind Suchstrategien und die Auswahl potentieller Zielorte durch subjektive Faktoren wie Kenntnisse über den Wohnungsmarkt und das Stadtgebiet beeinflusst. Es konnten kaum Hinweise auf explizite Präferenzen der türkischstämmigen Befragten für spezifisch türkisch geprägte Wohngebiete oder eine absichtliche Selbstsegregation gefunden werden. Das Forschungsteam steht seit Projektbeginn in ständigem Austausch mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen und Ansprechpartnern, darunter der Fachbereich Städtebau der Stadt Mannheim, die kommunale Statistikstelle, der Integrationsbeauftragte Mannheims, die Wohnungsbaugesellschaft GBG und das Quartiersmanagement Unterstadt. Darüber hinaus war das Team beratend im Forum „Wohn.Raum.Stadt“ der Stadt Mannheim tätig. Öffentliche Vorträge zu Segregation wurden im Rahmen der „Interkulturellen Runde“ (Bündnis 90/Die Grünen, Mannheim) sowie im Stadtprojekt „Wohnzeit“ (Heilbronn) gehalten. Zentrale Themen geplanter Publikationen sind die Erklärung sozialer und ethnischer Segregation aus der Lebensverlaufsperspektive, die Rolle von Mobilität, die Messung und der Einfluss ethnischer Präferenzen sowie die Rolle von Suchstrategien und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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