Das Problem des Relativismus in der Wissens- und Wissenschaftssoziologie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Vorhabens war es, erkenntnistheoretische Konsequenzen ausgewählter wissens- und wissenschaftssoziologischer Positionen für die Relativismusdebatte in der theoretischen Philosophie auszuwerten und mit dort diskutierten, aktuellen Fragestellungen und Autoren zu konfrontieren. Dieses Ziel konnte dadurch erreicht werden, dass in einem ersten Schritt gezeigt wurde, dass prominente Autoren sowohl in der wissens- und wissenschaftssoziologischen (Mannheim, Fleck, Strong Programme) als auch in der erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Diskussion (Kuhn, Wittgenstein) auf zwei wesentliche Argumentationsstrategien zurückgreifen, um relativistische Konklusionen – dabei besonders den sogenannten „epistemischen Relativismus“ – zu etablieren: a) Argumente aus Unterbestimmtheitsthesen, b) Argumente aus der Normenzirkularität. Diese Argumente wurden in einem zweiten Schritt im Projekt anhand der aktuellen Forschungsliteratur in der theoretischen Philosophie ausgewertet und auf Ihre Stichhaltigkeit hin überprüft. Es zeigte sich, dass beide Argumentationsstrategien vor schwer zu beseitigenden Schwierigkeiten stehen, so dass ihr Scheitern konstatiert werden muss. Entsprechend, so die Konklusion des Projekts in systematischer Hinsicht, gibt es derzeit kein überzeugendes Argument für die Stichhaltigkeit des epistemischen Relativismus. Neben dieser negativen Konklusion stellte sich jedoch im Verlauf des Projekts – gerade im Zuge der während der Projektphase stark zunehmenden Veröffentlichungen im Bereich der epistemischen Aspekte von Meinungsverschiedenheit – die Frage, inwiefern der epistemische Relativist durchaus plausible und korrekte Intuitionen einfängt und ob diese Intuitionen im Rahmen eines epistemischen Absolutismus integriert werden können. Im Besonderen in der Dissertation des im Projekts beschäftigten Mitarbeiters mit dem Titel „Epistemic Relativism: False, But With the Right Intuition“ wurde dafür argumentiert, dass bestimmte Formen sowohl fehlerloser als auch vernünftiger Meinungsverschiedenheit bezüglich der Rechtfertigung von Propositionen für den epistemischen Absolutisten durchaus akzeptabel sind. Da das Projekt an der disziplinären Grenze zwischen philosophischer und sozialwissenschaftlicher Debatte angesiedelt war, wurde zudem versucht, den interdisziplinären Dialog über reine Veröffentlichungen hinaus neu zu beleben. Dies geschah im Rahmen einer Konferenz zum Thema des Forschungsprojekts, für die die derzeit führenden Teilnehmer in der Relativismusdebatte aus der Soziologie und der Philosophie gewonnen werden konnten. In diesem Rahmen zeigten sich einerseits durchaus Optionen der interdisziplinären Zusammenarbeit, andererseits allerdings auch deutlich die Differenzen der theoretischen Diskurse in den verschiedenen Disziplinen. Vor diesem Hintergrund bleibt die Debatte, wenn auch schwierig zu führen, weiterhin lohnend wie auch die aktuellen Veröffentlichungen im Forschungsbereich des Projekts deutlich zeigen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2011): 'Relativism or Relationism? A Mannheimian Interpretation of Fleck's Claims About Relativism', in: Journal for General Philosophy of Science 42/2, S. 219-240
Seidel, Markus
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(2011): 'Scepticism and Anti-Realism', in: Bernecker, S./Pritchard, D. (Hg.): The Routledge Companion to Epistemology. London/New York: Routledge, S. 477-487
Schantz, Richard
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(2011): The Problem of Relativism in the Sociology of (Scientific) Knowledge. Frankfurt (Main): ontos
Schantz, Richard und Markus Seidel (Hg.)
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'Scylla and Charybids of the epistemic relativist: Why the epistemic relativist still cannot use the sceptic's strategy', erscheint bei: Studies in History and Philosophy of Science A
Seidel, Markus
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'Why the epistemic relativist cannot use the sceptical strategy. A critical comment on Sankey's recent papers', erscheint bei: Studies in History and Philosophy of Science A
Seidel, Markus