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Das Problem des Relativismus in der Wissens- und Wissenschaftssoziologie

Subject Area Theoretical Philosophy
Term from 2008 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 93038384
 
Final Report Year 2012

Final Report Abstract

Ziel des Vorhabens war es, erkenntnistheoretische Konsequenzen ausgewählter wissens- und wissenschaftssoziologischer Positionen für die Relativismusdebatte in der theoretischen Philosophie auszuwerten und mit dort diskutierten, aktuellen Fragestellungen und Autoren zu konfrontieren. Dieses Ziel konnte dadurch erreicht werden, dass in einem ersten Schritt gezeigt wurde, dass prominente Autoren sowohl in der wissens- und wissenschaftssoziologischen (Mannheim, Fleck, Strong Programme) als auch in der erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Diskussion (Kuhn, Wittgenstein) auf zwei wesentliche Argumentationsstrategien zurückgreifen, um relativistische Konklusionen – dabei besonders den sogenannten „epistemischen Relativismus“ – zu etablieren: a) Argumente aus Unterbestimmtheitsthesen, b) Argumente aus der Normenzirkularität. Diese Argumente wurden in einem zweiten Schritt im Projekt anhand der aktuellen Forschungsliteratur in der theoretischen Philosophie ausgewertet und auf Ihre Stichhaltigkeit hin überprüft. Es zeigte sich, dass beide Argumentationsstrategien vor schwer zu beseitigenden Schwierigkeiten stehen, so dass ihr Scheitern konstatiert werden muss. Entsprechend, so die Konklusion des Projekts in systematischer Hinsicht, gibt es derzeit kein überzeugendes Argument für die Stichhaltigkeit des epistemischen Relativismus. Neben dieser negativen Konklusion stellte sich jedoch im Verlauf des Projekts – gerade im Zuge der während der Projektphase stark zunehmenden Veröffentlichungen im Bereich der epistemischen Aspekte von Meinungsverschiedenheit – die Frage, inwiefern der epistemische Relativist durchaus plausible und korrekte Intuitionen einfängt und ob diese Intuitionen im Rahmen eines epistemischen Absolutismus integriert werden können. Im Besonderen in der Dissertation des im Projekts beschäftigten Mitarbeiters mit dem Titel „Epistemic Relativism: False, But With the Right Intuition“ wurde dafür argumentiert, dass bestimmte Formen sowohl fehlerloser als auch vernünftiger Meinungsverschiedenheit bezüglich der Rechtfertigung von Propositionen für den epistemischen Absolutisten durchaus akzeptabel sind. Da das Projekt an der disziplinären Grenze zwischen philosophischer und sozialwissenschaftlicher Debatte angesiedelt war, wurde zudem versucht, den interdisziplinären Dialog über reine Veröffentlichungen hinaus neu zu beleben. Dies geschah im Rahmen einer Konferenz zum Thema des Forschungsprojekts, für die die derzeit führenden Teilnehmer in der Relativismusdebatte aus der Soziologie und der Philosophie gewonnen werden konnten. In diesem Rahmen zeigten sich einerseits durchaus Optionen der interdisziplinären Zusammenarbeit, andererseits allerdings auch deutlich die Differenzen der theoretischen Diskurse in den verschiedenen Disziplinen. Vor diesem Hintergrund bleibt die Debatte, wenn auch schwierig zu führen, weiterhin lohnend wie auch die aktuellen Veröffentlichungen im Forschungsbereich des Projekts deutlich zeigen.

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