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Mittelalterliche Textualität als Retextualisierung: Das Textcorpus des "Pèlerinage de la vie humaine" im europäischen Mittelalter des 14. bis 16. Jahrhunderts
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Andreas Kablitz; Professorin Dr. Ursula Peters
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 96438091
Die im Jahre 1330/31 von dem Zisterzienser Guillaume de Deguileville als Gegenentwurf zum „Roman de la Rose“ verfasste Traumallegorie „Le Pèlerinage de la vie humaine“ hat in den folgenden 150 Jahren die verschiedensten thematischen Umarbeitungen (2. und sog. 3. Fassung), Erweiterungen („Pèlerinage de la vie humaine“, „Ame“ und „Jesu Crist“ als „Pèlerinage“-Trilogie), textuellen Transformationen (Prosaversionen der einzelnen Texte) und Übersetzungen (ins Englische, Deutsche, Niederländische, Spanische und Lateinische) erfahren, so dass ein umfassendes „Pèlerinage“-Corpus entstanden ist, das im 15 und 16. Jh.. Jh. europäische Dimensionen annimmt, aber in seinen internen Filiationen und seiner literatursystematischen Verortung erst ansatzweise erschlossen ist. Dies soll in ausgewählten Bereichen in diesem Projekt geschehen, und zwar unter zwei Perspektiven: 1. Erschließung wesentlicher Umschreibungs-Stadien des „Pèlerinage“-Corpus, das in seiner Vielfalt ganz unterschiedlicher Textproduktionsprozesse zugleich ein signifikantes Beispiel für jene Spezifik mittelalterlicher Literatur als Retextualisierung ist, die die Forschung in den letzten Jahren beginnt, in ihrer poetologischen, textuellen und medienhistorischen Tragweite zu erfassen. 2. Literatursystematische Positionierung der einzelnen Textformationen in ihrem historischen Funktionsbezug. Dabei sollen nicht nur die romanischen Prosafassungen des 15. Jhs. in ihrer spezifischen literarhistorischen Kontextualisierung analysiert werden, sondern vor allem die Übersetzungen im Hinblick auf ihre jeweilige literatursprachliche Verortung. Dies gilt in besonderer Weise auch für die Gegenprobe: das angesichts der zahlreichen Übersetzungen in europäische Volkssprachen erstaunliche Fehlen eines italienischen „Pèlerinage“-Textes, das auf seine literatursystematische Aussage hin befragt werden soll.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen