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GRK 1261:  Bruchzonen der Globalisierung

Fachliche Zuordnung Sozialwissenschaften
Förderung Förderung von 2006 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 968612
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ausgangspunkt des Kollegs war die Annahme, dass Prozesse von Globalisierung als Dialektik von Deterritorialisierungen und Reterritorialisierungen verstanden und mit dem Konzept der „Bruchzonen der Globalisierung“ sinnvoll analysiert werden können. Die Bruchzonen beschreiben die sozialen Arenen und historischen Momente, in denen im Kontext von Globalisierungsprozessen Raumordnungen (oder Territorialisierungsregime) ausgehandelt, verändert und neu erschaffen werden (Verräumlichungen). In der zweiten Phase des Kollegs wurden jene Bruchzonen der Globalisierung, in denen globale Synchronisierungen von Verräumlichungen stattfinden bzw. stattgefunden haben, als zentrale analytische Kategorie einer heterodoxen Globalisierungsforschung empirisch untersucht und theoretisch begründet. Das Forschungsprogramm wurde in der zweiten Phase in drei Feldern weiterentwickelt: Erstens wurden mit einem Fokus auf global synchronisierte, also weltweit relevante Territorialisierungsregimes, Verräumlichungen und ihre Pfadabhängigkeiten im diachronen Vergleich untersucht. Zweitens wurden die Kontakt- und Verdichtungsräume von Globalisierungsprozessen als „Portale der Globalisierung“ daraufhin untersucht, wie sie zur Entwicklung von Territorialisierungsregimes beitragen und diese ggf. beschleunigen. Und drittens wurden die Strategien, mit denen kollektive Akteure in De- und Reterritorialisierungsprozessen um Souveränität ringen, genauer bestimmt. Inhaltlich knüpfte das Kolleg an Innovationen im Bereich der Globalgeschichtsschreibung und der Neuen Politischen Geographie an. Es erweiterte diese durch eine systematisch historisierende, vergleichende und reflexive Methode der Globalisierungsforschung, die dabei den Blick gleichermaßen auf alle Weltregionen richtet. Das Kolleg setzte die interdisziplinäre Tradition und transnationale Praxis der Leipziger Universität und den langjährigen systematischen Dialog zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fort, die in den Debatten der so genannten systematischen Disziplinen beheimatet sind, und diese in Regionalwissenschaften fortentwickelten. Das Kolleg zeichnete sich durch eine sehr weit gespannte Interdisziplinarität aus und versuchte damit den Bias, nach dem aus Entwicklungen in einer Weltregion (zumeist der OECD-Welt) globale Prozesse extrapoliert werden, zu vermeiden. Zugleich wendete sich das Kolleg mit seinem Forschungsprogramm dagegen, Globalisierung als ein ausschließlich rezentes Phänomen zu verstehen. Es begründete vielmehr eine Praxis des diachronen Vergleichens, aus der erstens Kategorien für die Analyse längerfristigen globalen Wandels gewonnen werden und zweitens die tatsächlich neuen Dimensionen heutiger Globalisierungsprozesse ermittelt werden können. Das Kolleg strebte eine Verkürzung der Promotionszeit bei gleichzeitiger Vorbereitung der Kollegiatinnen und Kollegiaten auf einen globalisierten Arbeitsmarkt mit unschärfer werdenden Disziplingrenzen in seinem akademischen Bereich an. Dazu bot es eine strukturierte Doktorandenqualifizierung mit einem differenzierten Studienprogramm an, das sich durch Doppelbetreuungen, Betreuungsvereinbarungen und Auslandsforschungsaufenthalte charakterisierte. Das Forschungs- und Studienprogramm wurde durch ein Gastwissenschaftlerprogramm unterstützt. Das Kolleg war in die transnationale Forschungspraxis des Centre for Area Studies (CAS) und der Research Academy Leipzig integriert. Die Kollegiatinnen und Kollegiaten wurden systematisch früh in internationale Forschungszusammenhänge eingebunden und zur akademischen Selbständigkeit angeleitet. Aufgrund der zumeist umfangreichen (mindestens mehrmonatigen) Feldforschungen und aufwändigen Studien in Archiven an verschiedenen Standorten bedeutet dieses Bemühen um eine Verkürzung der Promotionszeit nicht notwendigerweise ein Unterbieten der im deutschen Wissenschaftssystem fixierten Dreijahresfrist, die für andere Disziplinen eventuell realistisch ist. Wir können gleichwohl konstatieren, dass durch die engmaschige Betreuung und die gute Ausstattung des Kollegs eine gravierende Verkürzung gelungen ist. Ausnahmen ergaben sich vor allem durch Elternzeiten und langfristige Erkrankungen sowie durch Berufstätigkeiten nach Ablauf der Förderung. Das Qualifizierungskonzept bot den Kollegiatinnen und Kollegiaten die Möglichkeit, aktiv an internationalen Workshops und Konferenzen teilzunehmen und Zwischenergebnisse ihrer Forschung in referierten Medien zu publizieren, um auf diese Weise bereits sehr früh einen engen Kontakt zu den international gültigen Maßstäben der Globalisierungsforschung zu gewinnen. Zum Qualifizierungsprogramm gehörte dementsprechend auch die frühzeitige Möglichkeit, Lehrveranstaltungen zu konzipieren und zu unterrichten, wo dies von den Kollegiatinnen und Kollegiaten gewünscht wurde und erkennbar einen inhaltlichen Zusatznutzen für das Durchdenken des wissenschaftlichen Projektes mit sich brachte.

 
 

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