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Lissos. Urbanistik und sozio-ökonomische Strukturen einer hellenistischen Polis in Ilyrien.

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 97318176
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die zwischen 2006 und 2011 in Lezha/Nord-Albanien im Rahmen des Projektes durchgeführten Feldforschungen erbrachten umfassende neue Erkenntnisse zur Entwicklung der illyrischen Stadt Lissos in hellenistischer Zeit. Vier verschiedene urbane Bauphasen konnten anhand mehrerer Zerstörungshorizonte deutlich getrennt werden, wobei sich diese jeweils relativ zuverlässig mit literarisch überlieferten historischen Ereignissen verknüpfen lassen. Die Gründungsphase der 'Polis' gegen Ende des 4. Jhs. v. Chr. wird insbesondere in der gewaltigen, in griechischer Tradtion stehenden Stadtmaueranlage greifbar; Lissos stellte damit an einer strategisch denkbar günstigen Stelle die südlichste Stadt und Festung des sich formierenden Illyrischen Reiches und zudem einen Verkehrsknotenpunkt und Handelsplatz dar. Indizien für die von Diodor (XV, 13. 14) überlieferte Gründung von Lissos bereits im Jahre 385 v. Chr. durch Dionysios l. von Syrakus ließen sich nicht erbringen. Einen Einblick in die Bebauung der zweiten Bauphase der Stadt zur Zeit des letzten illyrischen Königs Genthios (181-168 v. Chr.) erlaubte der Grabungsbereich A, wo auf einer Freifläche ein Haus errichtet wurde, das wenig später einem Brand zum Opfer fiel, sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der römischen Eroberung Illyriens 168 v. Chr. Die sich anschließende dritte urbane Phase von Lissos ist geprägt durch die Neubebauung der Unterstadt, die Aufgabe der Stadtmauer sowie die Errichtung einer Therme, des inschriftlich benannten »Bades des Sopatros« unmittelbar außerhalb der Südmauer der Stadt. Die vierte und letzte Phase beginnt kurz vor dem Bürgerkrieg mit der Wiederbefestigung von Lissos durch Caesar, und zeichnet sich dann - in nachcaesarischer Zeit - durch die gänzliche Aufgabe der Stadtmauer in der Unterstadt und den repräsentativen Ausbau der Stadt aus. Sie endet mit einer Zerstörung, wahrscheinlich in Folge des pannonisch-dalmatischen Aufstandes in den Jahren 6-9 n. Chr. Während sich für das hellenistische Lissos diese vier urbanen Phasen deutlich voneinander unterscheiden lassen, ist vom kaiserzeitlichen Lissos nach wie vor wenig bekannt. Dagegen wurden 'en passant' zahlreiche Beobachtungen zur Entwicklung der Stadt in der Spätantike gemacht: z. B. wurde im Jahre 2007 unerwarteterweise ein frühchristliches Baptisterium entdeckt. Das hellenistische Keramikspektrum von Lissos gibt Hinweise auf Akkulturationsprozesse in der Stadt: Die ganz überwiegend lokal bzw. regional hergestellte Keramik imitiert offenbar in eklektischer Weise sowohl italische wie griechische Vorbilder. Bei den Fundmünzen überwiegen deutlich die Prägungen aus Dyrrachion sowie die von Lissos und Skodra, wohingegen griechische Münzen die Ausnahme bilden. Aufschlüsse über das wahrscheinlich jeweils deutlich differierende Stadtbild der beiden 'illyrischen' sowie der beiden späteren 'römischen' Phasen sowie über die sozio-ökonomischen Verhältnisse wären von weiteren, stärker als bislang in die Fläche gehenden, Ausgrabungen zu erwarten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Abseits der Zentren - zwischen den Zentren: Die importierte und nicht importierte Feinkeramik aus Lissos - Eine Studie zu den ökonomischen und kulturellen Beziehungen der Stadt im späten Hellenismus, Iliria 34, 2009-2010, 77-89
    P. Kögler
 
 

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